Jetzt nehmen sie auch noch den Fisch ins Visier
Veganer-Kampagne macht Fischer hässig

Die Veganer-Vereinigung Swissveg will mit einer Kampagne den Schweizern den Appetit auf Fisch und Meeresfrüchte madig machen. Die Fischer räumen grosse Probleme in ihrer Branche ein – sehen die Lösung aber anderswo.
Publiziert: 01.08.2019 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2019 um 09:21 Uhr
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Es ist die bisher teuerste Kampagne von Swissveg: «Fisch vom Tisch», lautet der Slogan.
Foto: Thomas Meier
Lea Hartmann

Jetzt nehmen die Veganer auch noch den Fisch ins Visier. In einer gross angelegten Kampagne wirbt der Verein Swissveg derzeit gegen den Konsum von Fisch und Meeresfrüchten. «Fisch vom Tisch», so der Slogan, gefolgt von provokativen Aussagen wie: «Verantwortungsvolle Eltern ernähren sich vegan». 

Es handelt sich um die bisher teuerste Werbeaktion von Swissveg, der grössten Interessenvertretung von Vegetariern und Veganern in der Schweiz. Social Media, Anzeigen, Spots: Insgesamt lasse man sich die Kampagne über 100'000 Franken kosten, verriet der Verein SonntagsBlick. 

Während gerade unter Jungen der Anteil derjenigen steigt, die auf Fleisch verzichten oder ihren Konsum zumindest reduzieren, drücken bei Fisch und Meerestieren selbst Vegetarier oft ein Auge zu. Fisch wird vielfach mit einer gesunden Ernährung in Verbindung gebracht. Zudem finden es viele weniger schlimm, sich das Töten eines Fisches vorzustellen als das eines Schweins oder Rinds. 

«Viele erkennen Fische nicht als empfindungsfähige Wesen»

Gerade wegen dieser «Doppelmoral», wie sie es bezeichnet, habe man in der Kampagne den Fokus auf Fisch gelegt, sagt Danielle Cotten von Swissveg. Denn Fische gehörten zu den Tieren, die nicht am wenigsten, sondern am meisten leiden würden. «Weil wir ihn zum Beispiel nicht schreien hören, erkennen viele den Fisch nicht als empfindungsfähiges Wesen», so Cotten.

Dabei gibt es aus ihrer Sicht haufenweise ethische Argumente, die gegen den Fischkonsum sprechen. So wird in der Kampagne speziell auf die Überfischung der Weltmeere, die Pestizidbelastung der Gewässer und die Plastikverschmutzung im Meer – mitverursacht durch die Fischerei – aufmerksam gemacht. Kein Nahrungsmittel enthalte mehr Giftstoffe als Fisch, geben die Veganer zu bedenken. 

Laut Fischern braucht es politische Lösungen

Die Kampagne treibt den Schweizer Fischern die Zornesröte ins Gesicht. Nicht, weil man bestreitet, dass in der Branche einiges im Argen liegt. «Zuchtlachs gehört tatsächlich zu den ungesundesten Lebensmitteln, die man konsumieren kann», sagt Philipp Sicher, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischerei-Verbands. «Diese Fische werden mit Futtermitteln versorgt, die höchst problematisch sind, und sie müssen intensiv mit chemischen Mitteln und Antibiotika behandelt werden.» Nicht nur für diejenigen, die Zuchtlachs essen, sei das schädlich, sondern auch für das Ökosystem.

Dem Fischer ist aber auch wichtig, zu betonen: «Einheimischer Fisch aus unseren sauberen Seen ist ein sehr gesundes Lebensmittel.»

Verzicht sei nicht die Lösung

Die Schweizerinnen und Schweizer aufzufordern, keinen Fisch mehr zu essen, sei zudem keine Lösung für die von Swissveg konstatierten Probleme. Das Problem der Meeresverschmutzung etwa müsse vielmehr politisch gelöst werden, sagt Sicher. «Wie können die Fangflotten beispielsweise dazu gebracht werden, nicht einfach allen Abfall über Bord ins Meer zu werfen?»

Auch was die Pestizidbelastung in Schweizer Gewässern betrifft, nütze ein Verzicht nichts. «Dadurch geht es weder den Fischen noch uns besser. Wichtiger wäre, die Forderungen der Trinkwasser- und Pestizid-Initiative zu unterstützen», sagt Sicher. 

Auch der WWF empfiehlt keinen kompletten Verzicht auf Fisch und Meeresfrüchte. Einig ist man sich mit der Veganer-Organisation Swissveg, dass die Überfischung ein riesiges Problem ist. Nebst der Klimaerwärmung stelle sie die zweitgrösste Bedrohung für die Meere dar. Die Umweltorganisation empfiehlt deshalb, beim Fischkauf auf Bio-, MSC- oder ASC-Label zu achten, Schweizer Fisch zu bevorzugen und generell weniger Fisch zu essen.

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