Iran, Irak und USA in Davos
Wird das WEF zum Hass-Gipfel?

Die Teilnehmerliste des diesjährigen WEFs birgt Sprengstoff: Nach der Ermordung von General Qassem Soleimani werden sich hochrangige Vertreter der USA und Irans in Davos begegnen. Auch der irakische Präsident reist ins Bündnerland.
Publiziert: 06.01.2020 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2020 um 11:46 Uhr
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Während des WEFs werden Teile von Davos zur Hochsicherheitszone.
Foto: AFP

Das WEF wird zum Gipfel des Hasses. Nach dem tödlichen Drohnenangriff der USA auf den iranischen Top-General Qassem Soleimani (†62) im Irak treffen die verfeindeten Lager in Davos wohl zum ersten Mal aufeinander. Der iranische Aussenminister Javad Zarif (59) nimmt am Weltwirtschaftsforum (WEF) teil, das von 21. bis 24. Januar zum 50. Mal stattfindet. Der Minister habe vor der Ermordung Soleimanis zugesagt und die Teilnahme nun trotz der jüngsten Ereignisse bestätigt. Auch der irakische Staatspräsident Barham Salih (59) wird anreisen. Das bestätigte das WEF auf Nachfrage von «CH Media».

Ob Trump kommt, ist noch offen

Schon länger bekannt ist, wer aus den USA nach Davos fliegt: Nebst Finanzminister Steven Mnuchin (57) sind es Präsidententochter Ivanka Trump (38) und ihr Ehemann Jared Kushner (38), Nahost-Beauftragter der US-Regierung. Ob auch Präsident Donald Trump (73) höchstpersönlich in die Schweiz fliegt, ist noch unklar.

Irans Ausseminister Zarif hat nach der Ermordung Soleimanis scharf gegen die USA geschossen. Er warf Trump «Staatsterrorismus» und schwere Verstösse gegen das Völkerrecht vor. «Das Ende der unheilvollen Präsenz der USA in Vorderasien hat begonnen», twitterte er.

Auch Irans früherer Erzfeind Irak ist auf die Amerikaner nicht gut zu sprechen. Schliesslich wurde Soleimani von einer US-Drohne getötet, als er gerade mit seinem Konvoi auf Bagdads Strassen unterwegs war. Kurz darauf forderte das irakische Parlament, dass alle amerikanischen Soldaten das Land verlassen müssen.

Sicherheitskosten steigen

Angesichts der aktuellen Spannungen zwischen den USA und Iran stellt sich die Frage, ob die Sicherheitsvorkehrungen am WEF verschärft werden müssen. Die Organisatoren verneinen. «Wir sind für alle Szenarien vorbereitet», versichert Marcus Caduff, Präsident des WEF-Ausschusses der Bündner Regierung, «CH Media». «Es braucht einfach mehr oder weniger Personal. Das ist keine Situation, die wir nicht meistern könnten.»

Während des WEFs verwandeln sich Teile von Davos jeweils in eine Hochsicherheitszone. Polizisten aus der ganzen Schweiz und die Armee stehen für den Anlass im Einsatz. Allein der Polizeieinsatz kostete im vergangenen Jahr rund neun Millionen Franken. Die Kosten sind in den vergangenen Jahren gestiegen.

Besondere Rolle der Schweiz

Dass sich hochrangige Politiker aus Iran und den USA ausgerechnet in der Schweiz begegnen könnten, würde zur besonderen Rolle der Eidgenossenschaft im Konflikt zwischen den beiden verfeindeten Lagern passen. Seit 1980 vertritt sie als Schutzmacht die Interessen der USA im Iran. Die Schweizer Botschaft stellt in dieser Funktion sicher, dass die verfeindeten Lager bei Bedarf über sie miteinander kommunizieren können. Nach der Ermordung Soleimanis war der Schweizer Botschafter im Iran vom iranischen Aussenministerium einberufen worden. (lha)

WEF 2020

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

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