Die Mission ist schwierig. Hans-Ueli Vogt (45) soll für die Zürcher SVP einen Sitz im Ständerat zurückerobern. Der Sitz ging 2007 verloren. Mit den Nationalräten Daniel Jositsch (49, SP), Ruedi Noser (53, FDP) und Martin Bäumle (50, GLP) hat er starke Konkurrenz.
Dem Klischee eines SVP-Politikers entspricht Vogt definitiv nicht: Er wohnt im trendigen Zürcher Stadtkreis 5, ist intellektuell und homosexuell. SonntagsBlick trifft den Universitätsprofessor am Limmatplatz, ganz in der Nähe von da, wo der Single-Mann lebt.
Haben ihn die Aussagen von Parteikollege Toni Bortoluzzi (67) verletzt, als dieser kürzlich behauptete, Homosexuelle hätten einen Hirnlappen, der verkehrt läuft?
«Natürlich sind die Worte kraftvoll und derb», sagt Vogt. Aber sie seien bewusst provokativ. Darum fühle er sich nicht betroffen. «Kein Schwuler sollte das sein.»
Im Parlament empfanden die Homosexuellen es anders. Der schwule Nationalrat Hans-Peter Portmann (51, FDP/ZH) übergab Bortoluzzi im Ratssaal bei einer Protestaktion einen Waschlappen, eine Einladung zur Gay Pride und die Bundesverfassung, in der steht, dass Menschen wegen ihrer sexuellen Ausrichtung nicht diskriminiert werden dürfen.
Und was sagt Vogt zur Forderung, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürfen? Die SVP ist dagegen, was unter Homosexuellen immer wieder für Kritik sorgt. Er hat Verständnis für die Bedenken. Er findet aber, für das Wohl der Kinder sei die Liebe der Eltern entscheidend, ob es nun «ein Mann und eine Frau, zwei Frauen oder zwei Männer sind».
Dafür kann er sich mit der strikten Migrationspolitik der SVP voll einverstanden erklären: «Zuwanderung aus Kulturen, die es homosexuellen Menschen verbieten, ein Leben in Freiheit zu führen, empfinde ich als Gefahr für die Offenheit unserer Gesellschaft.»
Ob er im Wahlkampf zu einer ernsthaften Gefahr für die anderen Kandidaten wird, hängt davon ab, ob die Freisinnigen Vogt unterstützen. Ein schwieriges Unterfangen. Vogt ist Vater der «Schweizer Recht statt fremde Richter»-Initiative, welche die SVP bald lanciert.
Für viele Freisinnigen ein absolutes No-Go. Vogt versucht zu beschwichtigen: «Dieses Begehren will in der Verfassung festhalten, was bis vor kurzem die herrschende Auffassung von Gerichten, Verwaltung und Rechtslehre war. Nämlich den Grundsatz, dass das höchste Recht von den Bürgern bestimmt wird.»
Das bringt ihn zurück zu seiner SVP. «In meiner Partei hat es Platz für alle», sagt Vogt, der im Zürcher Kantonsrat politisiert. Dass man für eine freie, unabhängige und demokratische Schweiz eintrete, habe nichts mit dem Geschlecht, nichts mit Stadt und Land, nichts mit der Ausbildung und Herkunft und auch nichts mit sexueller Orientierung zu tun.