Im Tessin steigt die Flüchtlingszahl markant
Ist das jetzt die Trendwende?

War es in den übrigen Grenzregionen in den letzten Wochen ruhig, ist die Zahl der illegalen Migranten im Tessin markant gestiegen. Beim Grenzwachtskorps rechnet man mit einem weiteren Anstieg, behält aber trotzdem ruhig Blut. Man sei auf die Situation vorbereitet.
Publiziert: 07.06.2016 um 22:43 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:24 Uhr
Flüchtlinge am Grenzübergang in Chiasso.
Foto: Pascal Mora
Ruedi Studer

Kommt nun der grosse Flüchtlingsansturm aus dem Süden? Im Tessin sind die Zahlen der illegalen Migranten in der letzten Woche jedenfalls markant gestiegen. In der ersten Mai-Woche griff das Grenzwachtkorps (GWK) im Tessin 212 rechtswidrige Aufenthalter auf, in der ersten Juni-Woche waren es 719.

Ein neuer Rekord im Südkanton. Letztes Jahr lag der Wochen-Höchststand im Sommer bei 569 Personen.

Während das Tessin nun besonders gefordert ist, ist die Lage an den übrigen Grenzregionen verhältnismässig ruhig. Zählten die Ost- und Nordgrenze letztes Jahr zeitweise zu den Hotspots, kann davon nicht mehr die Rede sein. Ausserhalb des Tessins wurden letzte Woche nur etwa 200 Personen aufgegriffen.

Wieder mehr Eritreer

Ist das nun die Trendwende? Auch die Zahlen für den Monat Mai lassen darauf schliessen, dass sich die Flüchtlingsproblematik zunehmend stark auf das Tessin konzentriert. So nahm der Zustrom im Tessin in den letzten Monaten kontinuierlich zu, in den übrigen Regionen stagnierten oder sanken sie sogar.

Was weiter auffällt: Innerhalb der letzten Woche ist die Zahl der Eritreer im Tessin deutlich gestiegen.

Trotz des Anstiegs lässt sich das GWK nicht aus der Ruhe bringen. «Die Lage im Tessin ist nicht dramatisch», sagt David Marquis von der Eidgenössischen Zollverwaltung, welcher das GWK angegliedert ist.

Die Zunahme im Tessin habe man «aufgrund der Wetterverbesserung im Mittelmeerraum erwartet und die entsprechenden Planungen vorgenommen». Zur Bewältigung der aktuellen Migrationslage habe das GWK bereits einzelne Mitarbeiter ins Tessin verschoben.

«Das GWK geht davon aus, dass die Zahlen in den kommenden Wochen weiterhin ansteigen werden», erklärt Marquis weiter. Darauf sei man aber vorbereitet. «Die Infrastruktur ist inzwischen so ausgebaut, dass noch deutlich höhere Zahlen bewältigt werden könnten.»

Schweizweit weniger als im Mai 2015

Während im Tessin die Zahlen steigen, ist die gesamtschweizerische Lage relativ ruhig, wie die Monatszahlen zeigen. Zwar stieg die Zahl im Mai im Vergleich zum Vormonat von 1911 auf 2230 Personen an. Vergleicht man diese aber mit Mai 2015, so ist sie von 2411 auf 2230 Personen gesunken!

Insgesamt liegt die Zahl seit Anfang Jahr mit 9689 Personen aber doch um mehr als einen Drittel höher als im selben Zeitraum 2015 mit 7065 Personen.

Eine Jahresprognose wagt Marquis deshalb nicht: «Es gibt sehr viele Faktoren, die auf die Migrationszahlen einwirken.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?