Männer verdienen in der Schweiz fast ein Fünftel mehr als Frauen, und ein gewichtiger Teil des Lohnunterschieds kann nicht mit unterschiedlicher Ausbildung, Erfahrung oder Hierarchiestufe erklärt werden. Das zeigen Zahlen des Bundes.
Für die Juso ist das ein Missstand, der so rasch wie möglich beseitigt gehört. Um die Frauen für ihre Lohneinbussen zu entschädigen, fordert Tamara Funiciello (27), Präsidentin der Jungpartei und Mitglied des Berner Stadtparlaments, einen gesetzlichen Freitag nur für Frauen. Eine entsprechende Motion hat sie mit Unterstützung der Alternativen Linken und der Grünen Freien Liste im Berner Stadtrat eingereicht.
Der Vorstoss betrifft alle städtischen Angestellten – «also zum Beispiel Buschauffeusen, Pflegerinnen im Spital und Kita-Angestellte», zählt Funiciello auf. Als Frauen-Freitag hat die Bernerin den symbolträchtigen 8. März ausgesucht: den internationalen Frauentag.
Vorstösse auch in anderen Städten geplant
In der Stadt Bern beträgt der unerklärbare Lohnunterschied zwischen Frau und Mann 1,7 Prozent. Das sei zwar auf den ersten Blick wenig, gibt Funiciello zu. «Doch umgerechnet sind das über drei Tage, die eine Frau für den gleichen Lohn mehr arbeitet als ein Mann – und das ohne Grund. Das kann doch nicht sein!», ärgert sich die Juso-Politikerin.
Mit dem politischen Vorstoss wolle man ein Zeichen setzen und die Gleichstellungs-Thematik einmal mehr sichtbar machen. Nicht nur in Bern. «Wir wollen flächendeckend Vorstösse einreichen, überall dort, wo die Juso im Parlament vertreten ist», sagt Funiciello. Konkret seien gleiche oder ähnliche Projekte beispielsweise in Biel BE, Basel und St. Gallen sowie in mehreren Westschweizer Gemeinden in Vorbereitung.
Was sagen die Betroffenen?
Was die Berner Verwaltung vom bereits eingereichten Juso-Vorstoss hält, behält diese vorerst für sich. Der Gemeinderat befinde sich aktuell in der Phase der Meinungsbildung, sagt Walter Langenegger, Sprecher der Stadt Bern. Bis diese abgeschlossen ist, äussere man sich nicht zum Thema.
Die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern ist auch ein Grund, weshalb die Juso gegen die Rentenreform kämpft, über die in einem Monat abgestimmt wird. Sie stellt sich damit gegen die Parole der Mutterpartei SP. Das Argument der Jungsozialisten: Eine Angleichung des Rentenalters der Frauen an dasjenige der Männer sei nur fair, wenn auch die Löhne gleich seien.