«Ich habe sein Talent früh erkannt»
Der Mann, der Kurz erfunden hat

Michael Spindelegger ist der Ziehvater des österreichischen Politstars Sebastian Kurz. Der Ex-Vizekanzler entdeckte ihn im Jugendparlament und machte sogar Platz als Aussenminister, um ihn zu fördern. Die anfängliche Skepsis der Österreicher wich bald der Bewunderung.
Publiziert: 16.10.2017 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:55 Uhr
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Ziehvater mit Zögling: Michael Spindelegger (r.) und Sebastian Kurz an der konstituierenden Sitzung des Nationalrats 2013.
Foto: Imago
Guido Felder

Sebastian Kurz ist der grosse Politstar in Österreich. Mit 27 Jahren war er schon Aussenminister – nun steht er mit 31 kurz vor dem Kanzleramt. Dass er so jung eine so steile Politkarriere einschlagen konnte, hat Kurz dem ehemaligen Vizekanzler und Aussenminister Michael Spindelegger (57) zu verdanken. Er hat Kurz erfunden!

Minister Spindelegger stellte 2011 den damals 24-Jährigen als Integrationssekretär an. Spindelegger zu BLICK: «Als ich 2006 bis 2008 als zweiter Nationalratspräsident amtete, war mir die Abhaltung von Kinder- und Jugendparlamenten besonders wichtig. Da war Sebastian Kurz mit von der Partie. Ich habe sein Talent früh erkannt und gesehen, wie gut er Menschen für etwas begeistern kann und was für eine magnetische Ausstrahlung er hat.»

Auffallend: Kurz habe für den hohen Posten nicht sofort zugesagt, sondern eher gezögert. Spindelegger: «Diese Haltung und diesen Grad der Selbstreflexion habe ich in der Politik nur selten angetroffen.»

«Amt einem unerfahrenen Buberl anvertraut»

Die Häme und Skepsis gegenüber dem jungen Kurz, der das Jus-Studium abgebrochen hatte, war zu Beginn gross. «Es drohte eine Welt zusammenzubrechen, weil ich einem jungen, unerfahrenen Buberl dieses Amt anvertraute», zitierte der «Kurier» am 3. September den Ex-Vizekanzler. «Heute zeigt sich, dass er unglaubliches politisches Talent hat.»

Der blutjunge Staatssekretär machte seine Arbeit gut, lehrte die Zuwanderer westliche Werte. Trotz seiner Härte gelang es ihm, die Integrationsdebatte zu versachlichen. Die Häme wich, die Bewunderung der Österreicher stieg.

Schon nach zwei Jahren folgte der nächste Karriereschritt, für den ebenfalls Spindelegger verantwortlich war: Er trat als Aussenminister zurück und übernahm das Finanzministerium. Spindelegger sagte am Sonntag an der Wahlfeier der ÖVP im «Kurier»: «Diesen Schritt habe ich damals sehr bewusst gemacht, um Sebastian als meinen Nachfolger aufzubauen.»

Transparent bleiben

Spindelegger trat 2014 als Vizekanzler und Finanzminister zurück. Heute arbeitet er als Generaldirektor des Internationalen Zentrums für die Entwicklung von Migrationspolitik in Wien. Natürlich freut er sich über den riesigen Erfolg seines politischen Zöglings. Er warnt ihn aber auch: «Der Sprung ins Kanzleramt sei keine «g’mahde Wiesn». Die Arbeit werde hart, denn die SPÖ werde alles unternehmen, um Kurz als Kanzler zu verhindern.

Um weiterhin Erfolg zu haben, rät Spindelegger dem designierten Kanzler Kurz daher, immer transparent zu bleiben. Spindelegger: «Sebastian Kurz muss die Öffentlichkeit stets auf dem Laufenden halten.»

Österreicher zählen immer noch

Am Sonntag haben die Österreicher ihren Nationalrat, das Bundesparlament, gewählt. Dank Parteipräsident und Aussenminister Sebastian Kurz wurde die bürgerliche ÖVP mit einem Stimmenanteil von etwa 31,6 Prozent zur stärksten Partei. Kurz wird daher sehr wahrscheinlich neuer Kanzler.

Noch immer ist nicht klar, welche Partei auf Platz zwei landet. Je nach Analysebüro ist es die SPÖ oder die FPÖ. Klarheit wird erst am Donnerstag herrschen, wenn alle Wahlkarten und Briefwahlstimmen ausgezählt sind. Bei den ersten Resultaten vom Sonntagabend, die auf Hochrechnungen basieren, fehlten fast 900'000 Wahlkarten.

Am Sonntag haben die Österreicher ihren Nationalrat, das Bundesparlament, gewählt. Dank Parteipräsident und Aussenminister Sebastian Kurz wurde die bürgerliche ÖVP mit einem Stimmenanteil von etwa 31,6 Prozent zur stärksten Partei. Kurz wird daher sehr wahrscheinlich neuer Kanzler.

Noch immer ist nicht klar, welche Partei auf Platz zwei landet. Je nach Analysebüro ist es die SPÖ oder die FPÖ. Klarheit wird erst am Donnerstag herrschen, wenn alle Wahlkarten und Briefwahlstimmen ausgezählt sind. Bei den ersten Resultaten vom Sonntagabend, die auf Hochrechnungen basieren, fehlten fast 900'000 Wahlkarten.

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