Sie bibberten bis zum Schluss – doch das Volk schickte ihre Hornkuh-Initiative bachab. Das Volksbegehren, das Direktzahlungen für Bauern mit Hornkühen forderte, ist am Ständemehr gescheitert. Trotzdem: Das Initianten-Ehepaar Armin (67) und Claudia (65) Capaul fühlen sich nicht als Verlierer. Die Hornkuh-Rebellen geben sich trotz Niederlage kämpferisch.
«Noch nie waren Hornkühe derart im Bewusstsein der Leute. Das haben wir Hornkuh-Kämpfer alleine erreicht. Das macht mich stolz – und meine Tiere glücklich», so der Biobauer, der seit mehr als zehn Jahren für mehr Hornkühe kämpft.
Capauls Trost an diesem Abstimmungssonntag: Sogar ein Journalist aus Japan reiste nach Moutier BE. «Die ganze Welt interessiert sich bald für unsere Hornkühe. Es ist schon ‹cheibä verruckt›», freute sich Armin Capaul. «Jetzt aber hat das Volk unser Nationalheiligtum enthornt. Das muss die Schweiz dem Ausland erklären.»
«Die Schweizer haben es leider nicht begriffen»
Den Schmerz über das Volksnein nicht verbergen, konnte Capauls Ehefrau Claudia. Der Abstimmungskampf habe zuletzt «sehr viel Kraft gekostet», sagt sie. «Aber es ist ein derart knappes Nein, das kann der Bundesrat nicht in der Schublade verschwinden lassen!»
Darum gehe der Kampf für die Kühe mit Hörnen weiter: «Jetzt fangen wir halt wieder von vorne an. Und wenn wir wie vor neun Jahren mit einem Brief beginnen müssen!»
Was wird Armin Capaul – der täglich in seinem Stall meditiert und mit seinen Tieren spricht – seinen Kühen heute Abend sagen? «Ich werde meinen Kühen erklären, dass die Schweizer es leider nicht begriffen haben.»
Hornkuh-Rebellen geben nicht auf
Viele Nein-Stimmen hätten aber nicht die Initiative an sich abgelehnt, ist Armin Capaul überzeugt. «Rund 15 Prozent wollten einfach nicht, dass Hornkühe in die Verfassung kommen. Darum machen wir jetzt auf dem Gesetzesweg weiter. Denn ohne das Verfassungsargument haben wir gewonnen!»
Konkret ruhen seine Hoffnungen jetzt auf der Agrarpolitik ab dem Jahr 2022 (AP22+), die der Bundesrat jüngst in die Vernehmlassung geschickt hat. «Wir kämpfen mit allen Mitteln, dass die Hornkühe in dieser Agrarstrategie endlich zu ihrem Recht kommen. Denn Kühe ohne Hörner sind unglücklich», so Capaul.
Im Dezember wird sich die IG Hornkuh wieder treffen. «Der Bundesrat hört noch von uns. Das verspreche ich», so Armin Capaul.