Vom Erfolg waren sie selbst überrumpelt: Grüne und Grünliberale gehen als grosse Siegerinnen aus den Zürcher Kantonsratswahlen hervor. Zwar haben Umfragen damit rechnen lassen, dass das grüne Lager zulegt. Dass das Plus dann aber so gross werden sollte, war eine Überraschung: Die Grünliberalen legen satte 5.3 Prozent zu, die Grünen 4.7 Prozent. Das entspricht je neun Sitzen im 180-köpfigen Parlament. Zusammen holten sie fast einen Viertel aller Stimmen.
Für die SVP war derweil trotz strahlendem Sonnenschein ein stockfinsterer Tag. Nur 24.5 Prozent der Stimmen (45 Sitze) konnte die Partei auf sich vereinen. Damit hat die SVP neu neun Sitze weniger als in der letzten Legislatur.
Rösti: «Ich bin enttäuscht»
SVP-Präsident Albert Rösti sagt zum Wahldebakel: «Ich bin enttäuscht. Wir haben deutlich verloren, da gibt es nichts schönzureden.» Man werde das Ergebnis nun «schonungslos analysieren unsere Schlüsse für die nationalen Wahlen daraus ziehen».
Konkreter will er dazu noch nicht werden. Klar ist: Am Freitag findet eine Sitzung des Parteileitungsausschusses statt. Da werden die Zürcher Wahlen auf den Tisch kommen. Er macht aber auch klar: «Wir müssen jetzt kühlen Kopf bewahren und das Ganze sauber analysieren», warnt er vor Schnellschüssen.
BDP fällt aus Kantonsrat
Rosiger fiel das Ergebnis für die SP aus. Sie muss nur einen Sitzverlust verkraften und kommt auf 19.3 Prozent oder 35 Sitze. Stärker Federn lassen muss die FDP, die zwei Sitze einbüsst (-1.7%). Die CVP holt 4.3 Prozent (minus 1 Sitz), die EVP 4.2 Prozent (unverändert), die AL 3.2 Prozent (plus ein Sitz) und die EDU 2.3 Prozent (minus 1 Sitz).
Grosser Verliererin ist nebst der SVP auch die BDP: Sie fällt unter die 5-Prozent-Hürde und verliert damit alle fünf Sitze im Kantonsrat.
Regierungsrat: Rickli und Neukom neu gewählt
Während die SVP bei den Kantonsratswahlen blutet, kann sich bei den Regierungsratswahlen SVP-Kandidatin Natalie Rickli freuen. Sie schafft es – wenn auch knapp – in die Zürcher Exekutive. Sie habe immer gesagt, dass es nicht leicht werden würde, sagte Rickli nach ihrer Wahl.
Noch vor Rickli auf Platz 6 schaffte es überraschend die Grünen-Hoffnung Martin Neukom (32). Der bisherige Kantonsrat aus Winterthur konnte das Resultat anfänglich gar nicht fassen. Er habe zuerst geglaubt, die Hochrechnung sei ein Fehler, sagt Neukom, der von 2008 bis 2012 die Jungen Grünen Schweiz präsidierte. «Die Regierung hat jetzt eine grüne Stimme. Ich freue mich enorm, dass ich diese sein kann.»
Neben Rickli und Neukom dürfen sich die fünf Bisherigen – Mario Fehr (SP), Jacqueline Fehr (SP), Ernst Stocker (SVP), Silvia Steiner (CVP) und Carmen Walker Späh (FDP) über eine Wiederwahl freuen. Die FDP stellt damit erstmals überhaupt in der Geschichte der Partei nur noch einen Regierungsrat.