Oberst a. D. Friedrich «Fritz» Nyffenegger brach auf einem Spaziergang an seinem Ferien-Wohnsitz in Brissago TI zusammen. Obwohl er schnell in ein Locarneser Spital gebracht wurde, konnten die Ärzte nichts mehr für ihn tun, wie seine Angehörigen BLICK bestätigten.
Nyffenegger steht unter seinem Spitznamen «Mischler-Fritz» für einen der grössten Schweizer Skandale der 90er-Jahre. Als Organisationsgenie hatte er für den damaligen EMD-Chef Kaspar Villiger (70) in kürzester Zeit die Diamant-Feiern aus dem Boden gestampft. Mit diesen feierte die Schweiz 1989 den 50. Jahrestag der Mobilmachung.
Die «Affäre Nyffenegger» kam 1996 ins Rollen, als sich seine damalige Frau während der Kampfscheidung an Nyffeneggers ehemalige Vorgesetzte und die Justiz wandte und von «Mischlereien» erzählte.
Die damalige Bundesanwältin Carla Del Ponte (64) fuhr gross ein. Sie warf Nyffenegger Betrug, Urkundenfälschung und Veruntreuung in Millionenhöhe sowie Landesverrat vor. Es ging um finanzielle Unregelmässigkeiten bei den Diamant-Feiern und um verschwundene CDs mit dem geheimen «Elektronischen Behelf für den Generalstabsdienst».
41 lange Tage sass Nyffenegger in Untersuchungshaft. Vor Bundesstrafgericht blieb dann allerdings nur eine Deliktsumme von 45 000 Franken übrig. Nyffenegger erhielt sechs Monate bedingt. Der «Landesverrat» wurde vom Militärappellationsgericht als «Verletzung militärischer Geheimnisse» mit vier Monaten bedingt bestraft.
«Nyffenegger war ein Macher, der seine Projekte erfolgreich, unkonventionell, engagiert, aber auch rücksichtslos durchgepeitscht hat», erinnert sich Hans-Ueli Ernst (78), EMD-Generalsekretär von 1979 bis 1996. Carla Del Ponte habe sich damals «extrem weit» aus dem Fenster gelehnt. Die Vorwürfe, die am Schluss hängengeblieben seien, seien «geradezu lachhaft» gewesen.
Ähnlich sieht das auch Ex-SP-Präsident Helmut Hubacher (85). «Nyffenegger war kein Verbrecher», sagte er gestern BLICK. «Er war ein glatter Siech, der vieles unkompliziert angepackt hat. Er war halt ein Chaot und hatte eine Sauordnung. Das ist ihm zum Verhängnis geworden. Nichts mehr und nichts weniger.»
Die Diamant-Feiern hätten nur dazu gedient, Aktivdienstler gegen die Armee-Abschaffungs-Initiative zu mobilisieren. Dies sei zu «hundert Prozent gelungen», so Hubacher weiter. «Und Kaspar Villiger war heilfroh, dass Nyffenegger diese Übung tadellos durchgeführt hatte.»
Friedrich Nyffenegger war in dritter Ehe verheiratet. Er hinterlässt zwei Söhne und eine Tochter aus erster Ehe. Vor anderthalb Jahren starb seine zweite Tochter 45-jährig.