Martullo-Blocher will nach Bern. Ob das die Bündner Stimmbürger auch wollen, ist allerdings nicht so sicher. Denn die Kandidatur der Ems-Chefin passt nicht allen - auch innerhalb der SVP nicht. Kritisiert wird vor allem, dass Martullo nicht im Kanton wohnt, sondern am Zürichsee. Das will sie auch bei einer allfälligen Wahl so halten.
Zurzeit hält die SVP mit Heinz Brand einen von fünf Bündner Nationalratssitzen. Der profilierte Asylexperte und Kantonalpräsident tritt bei den Wahlen im Herbst wieder an - seine Wahl ist so gut wie sicher. Will Martullo-Blocher eine Chance haben, muss die Partei einen zweiten Sitz dazugewinnen.
Das scheint nicht ausweglos. Bloss: Die SVP tritt im Bünderland mit zwei Listen an. Eine wird von Heinz Brand angeführt, die zweite von Martullo-Blocher. Es ist gut möglich, dass der zweite Sitz von der Liste Brand geholt wird. In diesem Fall würde Martullo-Blocher leer ausgehen, da der Sitz in diesem Fall vom Kandidaten mit den zweitmeisten Stimmen auf der Liste Brand belegt würde - unabhängig davon, ob Martullo-Blocher mehr Stimmen gemacht hat.
Doch genau das will die SVP verhindern. In einem internen Regelwerk hat sie nun festgegelegt, dass bei den Wahlen vom 18. Oktober nur die persönlichen Stimmen für die Sitzvergabe zählen. Brand bestätigt gegenüber der der «NZZ am Sonntag» den Sachverhalt.
«Wir wollen allen Kandidaten einen fairen Wettbewerb ermöglichen, egal auf welcher Liste sie antreten», sagt Brand. Die Partei habe das bereits bei den letzten Wahlen gemacht.
Die Partei hebelt damit das Proporz-Verfahren aus, das besagt, dass nicht eine Person, sondern eine Liste einen Sitz gewinnt. Allerdings haben alle Kandidaten auf den zwei Listen von Brand und Martullo-Blocher die Abmachung unterschrieben. (rsn)