«Fürs Wallis eine Katastrophe»
Lötschberg-Tunnel wird monatelang komplett gesperrt

Der Lötschberg-Basistunnel wird ausgebaut. Das Wallis freut sich – doch zunächst droht Ungemach: Der Tunnel wird gesperrt! CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy verlangt von SP-Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga nun Antworten.
Publiziert: 18.09.2019 um 16:55 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2019 um 08:55 Uhr
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CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy fürchtet eine Tunnelsperrung von mehreren Monaten: «Das wäre für das Wallis eine Katastrophe.»
Foto: Christian Pfammatter/Visp CH
Ruedi Studer

Letzten Juni knallten im Wallis die Korken. Das Parlament gab grünes Licht für ein weiteres Bahnausbauprogramm bis 2035 im Umfang von 13 Milliarden Franken. Darin enthalten auch der Teilausbau des Lötschberg-Basistunnels für 930 Millionen Franken.

Der 35 Kilometer lange Lötschberg-Basistunnel besteht heute aus einer voll ausgebauten sowie einer teilweise ausgebrochenen Röhre. Letztere soll nun bahntechnisch ausgerüstet werden, damit sie befahrbar wird. Das betrifft eine Strecke von gut 14 Kilometern zwischen Ferden VS und Mitholz BE.

Spätestens 2021 dürfte der Ausbau beginnen. Dieser ermöglicht den Halbstundentakt zwischen Bern und Brig für den Intercity-Verkehr, was eine wichtige Verkehrslücke schliesst. Auch ein Nadelöhr im alpenquerenden Güterverkehr wird damit beseitigt. So steigt die Kapazität von drei auf vier Züge pro Stunde und Richtung. Damit können alle Güterverkehrszüge durch den Basistunnel geführt werden.

Nicht ohne Sperrung 

Doch jetzt wird die Freude der Walliser getrübt! Denn mit dem Ausbau geht eine Sperrung des Lötschberg-Tunnels einher. Das bestätigt das Bundesamt für Verkehr (BAV) gegenüber BLICK. «Die Projektierungsarbeiten haben gezeigt, dass die Ausbauarbeiten des Lötschberg-Basistunnels im Rahmen des Ausbauschrittes 2035 zu einer Sperrung führen werden», so Sprecher Michael Müller.

«Wie lange diese Sperrung dauert, ist noch offen und hängt von zahlreichen Faktoren ab.» Die Beteiligten seien aber bemüht, die Einschränkungen «so gering wie möglich zu halten», verspricht Müller. Die entsprechende Planung sei noch nicht abgeschlossen.

Bregy: «Für das Wallis eine Katastrophe»

Beim Walliser CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (41) schrillen angesichts der drohenden Sperrung die Alarmglocken. Aus involvierten Kreisen hat er vernommen, dass es zu einer längeren Schliessung kommen könnte. «Die Rede ist von mehreren Monaten, ja sogar von mehr als einem halben Jahr», sagt er. «Das wäre für das Wallis eine Katastrophe. Es droht ein völliges Verkehrschaos.»

Bregy erinnert daran, dass derzeit täglich rund 50 Personen- sowie 60 Güterzüge den Lötschberg-Basistunnel durchqueren und dabei mehr als 13'000 Personen transportieren. «Von der Schliessung wären viele Pendler und Touristen betroffen, die über die alte Goppenstein-Linie ausweichen müssten», sagt der CVP-Mann. Und das dauert, wie Bregy ausgerechnet hat: «Die Reisezeit von Visp nach Bern würde sich um gut eine Stunde und die von Brig nach Bern um über eine halbe Stunde verlängern.»

Sommaruga muss antraben

Von der neuen SP-Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (59) will er nun wissen, wie sich der Bund auf das Schliessungsszenario vorbereitet. In der Fragestunde vom Montag soll sie darlegen, wie lange die Schliessung dauert, wie die Transportkonzepte in dieser Zeit aussehen und welche Massnahmen zur Abfederung der Engpässe geplant sind.

Je nachdem, wie die Antworten ausfallen, will Bregy weitere Vorstösse nachreichen. «Das Ziel muss sein, dass der Ausbau möglichst ohne Schliessung vorgenommen werden kann – der Bund muss Alternativen aufzeigen.»

Zweite Röhre voll ausbauen

Die drohende Sperrung liefert Bregy auch den Anstoss dazu, über eine durchgehende zweite Lötschberg-Röhre nachzudenken. Heute sind nämlich rund sieben Kilometer nicht ausgebrochen. «Der Lötschberg-Tunnel ist eine Erfolgsgeschichte, weshalb in Zukunft mit noch mehr Verkehr zu rechnen ist», so Bregy. «Dass man früher aus Spargründen auf zwei durchgehende Röhren verzichtet hat, rächt sich nun. Allenfalls müsste man diese nun wieder aufs Tapet bringen, um die Tunnelschliessung zu verhindern – denn früher oder später kommen wir nicht um den vollständigen Zweispur-Ausbau herum.»

Dem Wallis droht noch mehr Ungemach

Nicht nur mit dem Lötschberg-Ausbau droht eine temporäre Schliessung des Basistunnels, auch die Sanierung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz dürfte die Verkehrsverbindung beeinträchtigen. Im einstigen Depot liegen nämlich noch 3500 Tonnen Munition – und die bergen ein grosses Risiko für die Bevölkerung. Das Verteidigungsdepartement klärt bis Sommer 2020 ab, wie die Anlage saniert werden kann.

Sollte das Lager vollständig geräumt werden, müssten «die Verkehrswege je nach getroffenen Schutzmassnahmen während der Arbeiten über eine längere Zeit gesperrt werden», hält der Bundesrat in der Antwort auf einen Vorstoss von SVP-Nationalrat Franz Ruppen (48, VS) fest.

Das Verteidigungsdepartement prüft deshalb auch vorgezogene bauliche Schutzmassnahmen, um mögliche Auswirkungen bereits vor einer allfälligen Räumung der Anlage zu reduzieren. In seiner Evaluation will der Bund auch aufzeigen, wie die Einschränkungen einer allfälligen Sperrung der Verkehrswege minimiert werden können, «um die wichtige Verbindung durch das Kandertal ins Wallis soweit möglich zu gewährleisten».

Nicht nur mit dem Lötschberg-Ausbau droht eine temporäre Schliessung des Basistunnels, auch die Sanierung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz dürfte die Verkehrsverbindung beeinträchtigen. Im einstigen Depot liegen nämlich noch 3500 Tonnen Munition – und die bergen ein grosses Risiko für die Bevölkerung. Das Verteidigungsdepartement klärt bis Sommer 2020 ab, wie die Anlage saniert werden kann.

Sollte das Lager vollständig geräumt werden, müssten «die Verkehrswege je nach getroffenen Schutzmassnahmen während der Arbeiten über eine längere Zeit gesperrt werden», hält der Bundesrat in der Antwort auf einen Vorstoss von SVP-Nationalrat Franz Ruppen (48, VS) fest.

Das Verteidigungsdepartement prüft deshalb auch vorgezogene bauliche Schutzmassnahmen, um mögliche Auswirkungen bereits vor einer allfälligen Räumung der Anlage zu reduzieren. In seiner Evaluation will der Bund auch aufzeigen, wie die Einschränkungen einer allfälligen Sperrung der Verkehrswege minimiert werden können, «um die wichtige Verbindung durch das Kandertal ins Wallis soweit möglich zu gewährleisten».

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