Seit ein paar Tagen sammelt die Zürcher SVP Unterschriften für ihre kantonale Volksinitiative, damit in Polizeimeldungen Nationalität und Migrationshintergrund von Delinquenten wieder genannt werden.
Grund für die Intervention ist eine Anordnung des Stadtzürcher Sicherheitsvorstehers Richard Wolff (60, AL), wonach die Stadtpolizei Zürich in ihren Medienmitteilungen die Herkunft von Tätern nicht mehr automatisch nennt – ausser bei Fahndungsaufrufen.
«Böser Wolff»-Quiz
Gleichzeitig mit der Unterschriftensammlung hat die Junge SVP des Kantons Zürich ein Online-Quiz lanciert. Unter dem Titel «böser Wolff» werden effektiv verübte Straftaten beschrieben, bei welchen es die Nationalität des Täters zur erraten gilt.
Unter den Teilnehmern wird sogar ein Preis verlost: Zu gewinnen gibt es «eine exklusive Führung bei der Stadtpolizei Zürich», wie die Junge SVP am Schluss des Spiels verspricht.
Lässt sich die Zürcher Stadtpolizei da etwa vor den Karren der Jungen SVP spannen?
Stadtpolizei wusste nichts davon
Bei der Stadtpolizei reagiert man überrascht auf die Verlosung. «Wir hatten bis heute keine Ahnung davon, dass in diesem politischen Zusammenhang eine Führung bei uns verlost wird», sagt Polizeisprecher Marco Cortesi (62) zu BLICK.
Zwar habe die Junge SVP um eine Führung «für Neumitglieder» gebeten und dabei auch auf einen «kleinen Wettbewerb» hingewiesen, so Cortesi. Dass es dabei um die Nationalitätennennung gehe, habe man aber nicht gewusst.
Jetzt, wo die Hintergründe klar sind, zieht die Stadtpolizei die Konsequenzen: «Wir verhalten uns in dieser politischen Frage neutral. Diese Führung werden wir deshalb nicht machen; die Junge SVP muss einen anderen Preis verlosen.» Das Vorgehen der Jungpartei will Cortesi ansonsten nicht weiter kommentieren.
Junge SVP bedauert Ausladung
Bei der Jungen SVP reagiert man zuerst ebenso überrascht auf die Ausladung. «Ich finde es schade, dass wir aus ideologischen Gründen ausgeladen werden», sagt JSVP-Vorstandsmitglied Camille Lothe (23). «Aus unserer Sicht ist die Preisverlosung eine interessante Möglichkeit, auch die Innensicht der Thematik zu sehen. Unsere Partei setzt sich für eine konsequente Sicherheitspolitik ein und steht hinter der Arbeit der Polizei.» Man habe keineswegs den Eindruck erwecken wollen, dass die Stadtpolizei hinter der Aktion stehe, betont Lothe. Sie sagt denn auch klar: «Wir akzeptieren den Entscheid der Stadtpolizei.»
Wenig später meldet sich Lothe nochmals bei BLICK. Man habe den Kontakt mit der Stadtpolizei gesucht. Das Resultat: «Wir werden den Wettbewerb von der Website nach dem Gespräch mit der Stapo entfernen und einen neuen Termin für eine Führung vereinbaren, unabhängig unseres politischen Anliegens.» Die Führung soll deshalb erst nach Ablauf der Sammelfrist am 12. Juli stattfinden.
Damit geht die Junge SVP auf das Angebot von Polizeisprecher Cortesi ein.«Für eine ganz normale Führung ist die Junge SVP jederzeit willkommen – so wie alle anderen Bürger auch», hatte Cortesi zuvor klar gemacht. Aber eben: Ohne heikle politische Implikationen.