Selbst in Jagdbanngebieten sind Wölfe nicht mehr sicher. Überall sollen ihnen die Jäger auf den Pelz rücken können. In Jagdbanngebieten sollen seltene und bedrohte Tiere sowie deren Lebenswelten besonders geschützt werden. Eigentlich ist Jagen dort verboten – es sei denn, die Jagd auf bestimmte Tiere ist dort für die Erhaltung der Artenvielfalt oder zur Verhütung von übermässigen Wildschäden nötig.
Der Nationalrat hatte es zunächst nicht zulassen wollen, dass auch Wölfe geschossen werden dürfen. Dagegen hatte es der Ständerat, in dem die Bergkantone weit mehr Gewicht haben als in der grossen Kammer, besonders auf den Wolfs-Abschuss abgesehen.
Knappe Entscheidung
In der dritten Beratungsrunde des Nationalrats wendete sich das Blatt. Mit der knappen Mehrheit von 92 zu 91 Stimmen bei zwei Enthaltungen schloss sich der Nationalrat dem Ständerat an.
Bekannt ist, dass vor allem im Wallis die Wölfe besonders unbeliebt sind. So war es denn auch der Walliser Minderheitssprecher Franz Ruppen (48), der sich für den Abschuss des Isegrims stark machte.
Der SVP-Nationalrat ist denn auch Vorstandsmitglied des Vereins «Lebensraum Wallis ohne Grossraubtiere». Ruppen hatte davor gewarnt, dass sich die Wölfe einfach in die Jagdbanngebiete zurückziehen würden, wenn sie dort nicht gejagt werden könnten. So würden sich dort die Rudel unkontrolliert vermehren.
Abschuss auch in Banngebieten unnötig
Andere wiesen darauf hin, dass die Streifgebiete der Wölfe weit grösser sind als die Schutzgebiete. Die Wölfe könnten somit auch reguliert werden, wenn sie die Jagdbanngebiete verliessen. In den Banngebieten sollten sie deswegen geschützt sein.
Mit dem Halali auf den Wolf gilt es als ausgemacht, dass das Referendum gegen das revidierte Jagdgesetz ergriffen wird. «Das Referendum ist beschlossene Sache», sagte Tierschutz-Präsident Heinz Lienhard (83) im BLICK. «Wird der Wolf jetzt zum Abschuss freigegeben, ist das der Startschuss für eine Salamitaktik, den Schutz für weitere Tierarten zu lockern. Der Tierschutz wird zum Nutzen weniger ausgehebelt. Das ist inakzeptabel.»
In einer Volksabstimmung ist die Gefahr gross, dass die bevölkerungsreichen Stadt- und Agglomerationsgebiete die dünn besiedelten Berggebiete überstimmen und der Wolfsschutz bestehen bleibt. (pt)