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Fahrverbot, Tempo 20, Parkplatz-Abbau
Links-grüne Städte vergraulen die Autofahrer

Städte verschärfen den Kampf gegen das Auto. Genf führt Fahrverbote für Abgasschleudern ein, Zürich vernichtet Hunderte Parkplätze, Bern setzt auf Tempo 20.
Publiziert: 07.11.2019 um 22:16 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2021 um 11:07 Uhr
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Genf will bei hohem Smog Fahrverbote in der Innenstadt durchsetzen.
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Nico Menzato

Das ist eine Premiere in der Schweiz: Alle Genfer Autobesitzer müssen sich bis nächsten März einen Aufkleber kaufen. Dieser hat je nach den Abgaswerten eine andere Farbe. Ist die Luft in der Genfer Innenstadt schlecht, muss gemäss SRF die umweltschädlichste Kategorie von Dieselfahrzeugen in der Garage bleiben. Bei höherer Luftalarmstufe trifft das Fahrverbot weitere Diesel-Kategorien und auch Benziner.

Ausnahmen gibt es nur für Polizei, Feuerwehr, Behindertentransporte oder Diplomaten-Fahrzeuge. Damit führt die Regierung des Kantons Genf das ein, was in vielen europäischen Grossstädten seit längerem Realität ist – etwa in Paris, Barcelona und einigen deutschen Städten.

Noch keine Fahrverbote in der Deutschschweiz

In der Deutschschweiz gibt es noch keine Fahrverbote bei Smog-Alarm. Auch weil eine gesetzliche Grundlage für die Einschränkung des Privatverkehrs auf nationaler Ebene fehlt. Doch die links-grün-dominierten Städte sind anderweitig bestrebt, die Autos so weit wie möglich von den Innenstädten fernzuhalten.

Zürich etwa. Die Stadtregierung hat am Mittwoch entschieden, dass die Zahl der Parkplätze in der Innenstadt gegenüber dem Niveau von 1990 um zehn Prozent reduziert wird. Mehr als 700 der heute verfügbaren 7700 Parkplätze sollen also ersatzlos verschwinden.

«Es geht darum, Platz für Grün und Velowege zu schaffen», sagt Regierungsrat Richard Wolff (62) von der Alternativen Liste. Damit ist der sogenannte Parkplatz-Kompromiss nach über 20 Jahren Geschichte. Oberirdische Parkplätze, die aufgehoben wurden, mussten bisher durch unterirdische in der Nähe ersetzt werden.

Schleichverkehr auf Hauptachsen

Auch mit Temporeduktionen versucht die grösste Schweizer Stadt, Autos auszubremsen. Punkto Langsamkeit prescht derweil die Stadt Bern vor: Gemäss Regierung soll Tempo 50 auf den viel befahrenen Hauptverkehrsachsen die Ausnahme werden. Tempo 30 soll Lärm reduzieren und die Sicherheit erhöhen. Sogar Tempo-20-Abschnitte auf Hauptverkehrsachsen sind in Planung – etwa am Viktoriaplatz. Nachdem die FDP im Parlament erfolglos dagegen gekämpft hat, versuchen Einzelne nun, mit Einsprachen die Tempo-20-Zone zu stoppen.

Der Automobil Club der Schweiz (ACS) verfolgt solche Entwicklungen mit Sorge. Viele Städter würden ein ambivalentes Verhalten aufweisen, sagt ACS-Präsident und SVP-Nationalrat Thomas Hurter (56). «Sie wollen mit allen Annehmlichkeiten in der Stadt wohnen, stören sich aber bereits wegen wenig Lärm. Und das, obschon die Fahrzeuge immer leiser werden.» Fast autofreie Innenstädte würden zu einem Lädeli-Sterben führen, warnt Hurter. «Der Einkauf in Grosszentren wird damit immer mehr gefördert, denn dort sind Parkplätze vorhanden.»

Dies sieht auch die Zürcher City-Vereinigung so, die Hunderte von Geschäften vertritt. Sie kritisiert den beschlossenen Parkplatz-Abbau. Der Detailhandel sei darauf angewiesen, für Kunden mit Auto und Lieferanten erreichbar zu bleiben.

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