Elektronische Angriffe von Cyberkriegern sind derzeit die grösste Gefahr für die Schweiz (BLICK berichtete). Eisenbahnen, Flugzeuge, AKW, aber auch Infrastrukturen der Telekommunikation oder der Verteidigung sind mögliche Ziele. Die Armee macht deshalb vorwärts mit dem Aufbau einer Kompanie von rund 100 Cyberspezialisten. Sie sollen die militärischen Informationssysteme sowie die IT-Netzwerke schützen und Cyberangriffe abwehren.
Anfang Woche traten die ersten 25 Rekruten in Jassbach BE zum ersten Cyber-Lehrgang an. Für 40 Wochen. Ihre RS dauert länger als die normalen 18 Wochen, weil der Unterrichtsstoff umfassender ist. Die Schulung beinhaltet nach der militärischen Grundausbildung 800 Stunden plus Praktika. Die Rekruten absolvieren daher gleich die Weiterbildung zum Wachtmeister.
Harte Selektion
Speziell ist auch das Auswahlverfahren. Für die ersten Lehrgänge bis 2020 werden fachlich geeignete Kandidaten direkt aus den Rekrutenschulen ausgesucht. Im Visier sind junge Berufsleute wie Informatiker und Mediamatiker, Maturanden und Studenten mit Schwerpunkten in naturwissenschaftlichen Fächern, aber auch alle Technik-Affinen. Oder wer besondere Sprachkenntnisse besitzt – etwa in «Russisch, Ukrainisch, Chinesisch, Koreanisch»!
Die Interessierten müssen schriftliche und mündliche Tests bestehen und in Interviews persönliche Fragen beantworten. «Erweiterte Personensicherheitsprüfung» nennt sich das.
Die Armee begründet die harte Selektion damit, dass der Cyber-Lehrgang einerseits fachliche Eignung, überdurchschnittliche Motivation und Durchhaltewillen erfordert. Sprich: RS-Abbrecher sind hier alles andere als erwünscht.
«Andererseits ist es essentiell, die Rekruten im persönlichen Gespräch kennenzulernen, weil der vermittelte Stoff nicht mutwillig falsch angewendet werden darf», schreibt Robert Flück, Stabschef bei der zuständigen Führungsunterstützungsbrigade (FUB) in der neusten Ausgabe der «Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift» (ASMZ).
Klar: Die Armee muss den Profihackern voll vertrauen können. Sie müssen verschwiegen und verantwortungsbewusst sein. Ihr RS-Start diese Woche fand deshalb schon fast heimlich statt. Die Armee will den Cyber-Lehrgang erst Ende September den Medien vorstellen.
Am Schluss gibts einen eidgenössischen Fachausweis
Die Fighting Hackers erhalten aber nicht nur eine Sonderbehandlung, sondern auch Vorteile und Chancen. Ihre Ausbildung, die vom Informatik-Branchenverband ICT-Switzerland mitgestaltet wurde, macht sie zu gesuchten Fachkräften.
Die Rekruten durchlaufen am Schluss Prüfungen und können ab Herbst 2019 den Titel «Cyber Security Specialist» mit eidgenössischem Fachausweis erlangen. Was praktisch für ihr Berufsleben ist. Noch offen ist, ob sich der Cyber-Lehrgang später auch an ein Studium anrechnen lässt.
Armee unterstützt interne Karrieren
Die Armee möchte die Profis am liebsten selber behalten. Sie fördert militärische Karrieren. Denn sie braucht Analysten von Cyberereignissen und Schwachpunkten, Manager für Notfälle, spezialisierte Software-Entwickler und Hacker für nachrichtendienstliche Aufgaben. Die Cyberspezialisten können zudem die Truppen im Feld beraten und ausbilden.