Ein Jobinserat sorgt derzeit für Entrüstung. Gemäss diesem sucht eine gewisse IT-Firma namens Meyer Inf eine Arbeitskraft im Personalbereich. Die Ausschreibung gibt es in zwei Ausführungen: eine für männliche, die andere für weibliche Kandidaten. Die Inserate sind bis auf den Lohn identisch: Während der Mann 80'000 Franken verdienen würde, müsste sich die Frau mit 64'000 begnügen.
Für noch grössere Empörung sorgt nun aber nicht die offensichtliche Lohndiskriminierung, sondern der Urheber des Inserats. Denn wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet, gibt es die Meyer Info gar nicht. Webseite und Facebook-Profil lassen zwar etwas anderes vermuten, doch ein Eintrag im Handelsregister fehlt komplett. Die IT-Firma ist erfunden, das Inserat fingiert worden.
Ebenfalls auffällig: Höchst selten wird in einem Schweizer Stelleninserat der genau Lohn genannt.
Beauftragte Bloggerin entlarvt Unia
Die Westschweizer Bloggerin Funam Buline entlarvte am Montag die Gewerkschaft Unia als Urheberin des Fake-Inserats: «Die Unia hat diese Aktion zur Unterstützung ihrer Kampagne zugunsten der Lohngleichheit lanciert. Sie hat mehrere Influencer gebeten, die Anzeigen zu teilen, um die öffentliche Meinung zu sensibilisieren und einen Medienhype auszulösen», schreibt sie. Die Unia nimmt zurzeit keine Stellung zum von ihr gefälschten Inserat.
Das Vorgehen der Gewerkschaft ist perfid. Eine erfundene Firma, eine extra dafür aufgesetzte Webseite, ein täuschend echtes Jobinserat, die Bitte an Influencer, die Fake-Ausschreibung online zu verbreiten: Da kommt viel zusammen. FDP-Nationalrat Thierry Burkart (43) ist nicht überrascht: «Die Unia hat noch nie Hemmungen gehabt, Unwahrheiten zu verbreiten.» Es gehe der Gewerkschaft dabei nicht um die Sache, sondern um billige Stimmungsmache, so der Aargauer zur selben Zeitung.
Und Parteikollege Andri Silberschmidt (24) twittert: «Zuerst Gesprächsverweigerung, nun Fake-Inserate. Nur noch daneben, was die Unia abzieht. Sie schwächt mit solchen Aktionen ihre Position massiv und macht sich unglaubwürdig.»
Auch die offizielle Unia-Kampagnen-Site «zeig-deinen-lohn.ch» bekommt so einen Beigeschmack.
Fake-Inserat könnte Lohngleichheitsanalysen versenken
Tatsächlich könnte die Aktion einen tiefen Schnitt ins eigene Fleisch bedeuten. In der am Montag beginnenden Herbstsession behandelt der Nationalrat das Gleichstellungsgesetz. Es enthält Massnahmen, die Unternehmen ab 100 Mitarbeiter vorschreiben, dass sie Lohngleichheitsanalysen durchführen und diese extern überprüfen lassen müssen.
Die bundesrätliche Vorlage hatte es bereits im Ständerat schwer. Es ist zu erwarten, dass die bürgerliche Mehrheit im Nationalrat das Geschäft gänzlich versenkt. Dieser Fall dürfte erst recht eintreten, wenn sich tatsächlich herausstellt, dass die Unia hinter dem Fake-Inserat steht. Burkart argumentiert: «Wenn die Unia auf Fake News zurückgreifen muss, um die Notwendigkeit einer Änderung aufzuzeigen, zeigt dies klar, dass es keinen Handlungsbedarf gibt.» (duc)