Energiegesetz-Gegner Toni Brunner installiert Solar-Anlage
Das Sünneli setzt auf die Sonne

SVP-Nationalrat Toni Brunner kämpft an vorderster Front gegen die Energiestrategie. Auf das Dach seines Landgasthofs montiert der Toggenburger dennoch eine subventionierte Photovoltaik-Anlage. «Wir können den Strom im Restaurant gebrauchen», begründet er.
Publiziert: 19.05.2017 um 23:44 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:35 Uhr
Für rund 30'000 Franken baut Toni Brunner auf seinem Landgasthof eine Fotovoltaik-Anlage. Zudem bekommt das Dach eine neue Isolation.
Foto: Valeriano Di Domenico
Christof Vuille

Morgen ist es so weit: Die Stimmbevölkerung entscheidet über die zukunftsweisende Energiestrategie 2050. Eines der Hauptanliegen von Bundesrat und Parlament ist die Förderung der erneuerbaren Energien.

Die SVP hat das Referendum dagegen ergriffen und kämpft mit einer lauten Kampagne für ein Nein. Angeführt werden die Gegner vom St. Galler Nationalrat Toni Brunner.

Kostenpunkt: Rund 30'000 Franken

Der langjährige Präsident der Volkspartei hat sich zum Energieexperten entwickelt und kennt die Vorlage bis ins Detail. Doch der Landwirt sorgt auch bei sich selbst dafür, dass er genügend Energie zur Verfügung hat.

BLICK weiss: Brunner setzt auf die Sonne. Das Dach seines Restaurants Sonne, Haus der Freiheit ist bereits abgedeckt. Darauf soll nun eine Fotovoltaik-Anlage platziert werden.

Der Toggenburger bestätigt: «Zusammen mit meinem Onkel Werner investieren wir aktuell in ein neues Dach in unserem Landgasthof Sonne, Haus der Freiheit im Wintersberg ob Krummenau.» Integraler Bestandteil davon sei eine neue Isolation «sowie eine kleine Fotovoltaik-Anlage».

«Man kann sehr wohl in neue Anlagen investieren und das neue Energiegesetz ablehnen», erklärt Toni Brunner.
Foto: SABINE WUNDERLIN

Diese werde integriert, «weil wir den Strom im Restaurant selber gebrauchen können». Mit Energiespendern bestückt wird die rechte Hälfte der Vorderseite des Dachs. Das Solarprojekt kostet rund 30'000 Franken.

Mit «kleiner Einmalentschädigung» subventioniert

Mitbesitzer Brunner hält fest, dass er dafür keine kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) beziehe und auch auf keiner Warteliste stehe. Subventionen erhält der SVP-Mann dennoch.

Für das Projekt gebe es «eine kleine Einmalentschädigung, die rund ein Sechstel der Investitionskosten der Photovoltaik-Anlage ausmacht». Es dürften also rund 5000 Franken sein. So gesehen rechne sich die Ausgabe nicht.

Auf der rechten Seite des Dachs des Landgasthofs soll künftig Strom produziert werden.
Foto: Valeriano Di Domenico

Dennoch: Hat der Anführer des Nein-Lagers kurz vor der Abstimmung die Seiten gewechselt? Brunner verneint und sagt: «Man kann sehr wohl in neue Anlagen investieren und das neue Energiegesetz ablehnen.»

SP-Fraktionschef: «Er kann sich schlecht ein AKW in den Garten bauen»

Bei den Befürwortern sorgt das Bauprojekt für Belustigung. «Es ist schön, zu sehen, dass auch der Chef unserer Gegner gemerkt hat, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen muss. Toni Brunner kann sich ja schlecht ein neues AKW in den Garten bauen», feixt SP-Fraktionschef Roger Nordmann.

Für SP-Fraktionschef Roger Nordmann ist klar: «Toni Brunner macht das Gegenteil dessen, was er predigt. Faktisch setzt er auf Erneuerbare, nicht auf Atom.»
Foto: EQ Images

Das «subventionierte Bauprojekt» des SVP-Urgesteins zeige, «dass es gewisse Unterstützung braucht». Die Einmalvergütung für Brunner stamme aus dem KEV-Topf. Diese Gelder würden auslaufen, falls die Energiestrategie abgelehnt wird.

Für den Waadtländer Nationalrat, der die Organisation Swissolar präsidiert, ist klar: «Toni Brunner macht das Gegenteil dessen, was er predigt. Faktisch setzt er auf Erneuerbare, nicht auf Atom.» Das zeige, dass es der SVP nicht um die Energiepolitik gehe, sondern um «blanke Macht».

Das Bauprojekt des SVP-Manns ist in vollem Gang.
Foto: Valeriano Di Domenico

Brunner wehrt sich und sagt: «Wir machen dies aus eigenem Antrieb, dazu braucht es kein neues Energiegesetz. So haben wir schon ohne Förderbeiträge eine Wärmepumpe installiert und die Abwärme der Kühlzellen nutzen wir für die Erzeugung von Warmwasser.»

Das Haus der Freiheit sei der beste Beweis dafür, «dass private Investitionen getätigt werden, ohne dass es ein neues Bürokratiemonster braucht.» Er hoffe auf ein Nein am Sonntag. «Nur so machen wir den Weg frei für eine kostengünstige und genügende Energieversorgung der Schweiz», sagt der Toggenburger Solarpionier.

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