Die vagen Versprechen von Trump und Putin
Ein Ball und viele Blasen

Donald Trump und Vladimir Putin haben sich zu ihrem ersten Zweier-Gipfel getroffen. Das Gespräch dauerte über zwei Stunden – statt der geplanten 90 Minuten. Das Ergebnis ist allgemein, aus den USA bekommt der Präsident heftige Kritik.
Publiziert: 17.07.2018 um 00:41 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:01 Uhr
Guido Felder

Nein, Freunde sind sie noch nicht, aber Kumpels schon. Gestern haben US-Präsident Donald Trump (72) und Russlands Präsident Wladimir Putin (65) in Finnlands Hauptstadt Helsinki nach einem jahrelangen Streit das Kriegsbeil begraben. «Noch nie waren die Beziehungen zwischen unseren Ländern schlechter. Das hat sich nun innerhalb von vier Stunden geändert», sagte Trump.

1/41
Während der Pressekonferenz übergibt Wladimir Putin einen WM-Ball an Donald Trump und meint vielsagend: «Der Ball liegt nun bei Ihnen.»
Foto: AP

Die beiden Staatschefs trafen sich im Präsidentenpalast für ein Gespräch unter vier Augen – nur Dolmetscher waren anwesend. Das Treffen dauerte statt wie vorgesehen 90 Minuten zwei Stunden und zehn Minuten. Anschliessend folgte ein Arbeitsessen mit ihren Delegationen und eine Medienkonferenz.

Das Resultat des Treffens ist recht vage. Das sind die wichtigsten Punkte:

Syrien

Trump vertraut den Russen, dass sie in Syrien den Frieden wiederherstellen können. Er hofft auf eine bessere Zusammenarbeit, denn diese habe das Potenzial, «Hunderttausende Menschenleben zu retten.

Atomwaffen

Putin sieht für die beiden grössten Atommächte eine besondere Verantwortung. Er habe Trump konkrete Vorschläge zur Abrüstung unterbreitet, vor allem zur Ausweitung des Vertrags zur Reduzierung der strategischen Atomwaffen.

Ukraine

Putin erwartet von den USA eine entschlossenere Erfüllung des Minsker Abkommens. Es zielt auf eine Deeskalation des seit 2014 in der Ost-Ukraine herrschenden Kriegs und eine politische Beilegung des Konflikts.

Terror

Die beiden Staaten wollen den gemeinsamen Kampf ausweiten. Die Sicherheitsdienste würden offene Kommunikationslinien einrichten. Putin: «Unsere Sicherheitsdienste arbeiten eng zusammen.» Trump sagte stolz, dass dank Informationen der USA in St. Petersburg ein Anschlag verhindert werden konnte.

Einmischung

Trump führte aus, Putin wolle den Vorwürfen der Wahlkampfmanipulation nun «sehr stark» begegnen. «Es liegt ihm sehr viel daran, und er hat eine interessante Idee», fügte der US-Präsident hinzu, ohne dies weiter auszuführen. Zugleich bezeichnete Trump die US-Ermittlungen in der Russland-Affäre als «Desaster». Es habe keinerlei Absprachen zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland gegeben, und das wisse auch alle Welt.

Belastendes Material

Ein Journalist fragte Putin, ob er belastendes Material über Donald Trump gesammelt habe, als er 2013 für die Miss-Universe-Wahlen in Moskau weilte. Putin lachte, bevor er die Frage beantwortete – doch er stritt den Vorwurf nicht ab. Putin: «Ich wusste gar nicht, dass Herr Trump zu diesem Zeitpunkt in Moskau war.» Trump fügte hinzu: «Falls Russland etwas gegen mich in der Hand hätte, wäre es schon lange rausgekommen.»

Putin versprach, dass man gegenseitig das verlorene Vertrauen wieder gewinnen wolle. Trump gab sich überzeugt: «Heute hat ein langer Prozess in eine positive Zukunft begonnen. Ich bin sicher, dass wir uns oft wieder treffen werden.»

Als er Putin für die gelungene Durchführung der Fussball-WM gratulierte, schenkte ihm Russlands Präsident einen Ball mit den Worten: «Der Ball ist nun bei Ihnen!»

Beschämend, gefährlich, idiotisch
  • CNN-Moderator Anderson Cooper: «Sie haben gerade einen der wohl beschämendsten Auftritte eines US-Präsidenten an einem Gipfel mit einem russischen Staatschef gesehen.»

  • Paul Ryan, Republikaner und Sprecher des US-Repräsentantenhauses: «Es gibt keine Zweifel, dass Russland sich in unsere Wahl eingemischt hat. (...) Der Präsident muss anerkennen, dass Russland nicht unser Verbündeter ist. Die USA müssen sich darauf konzentrieren, Russland zur Verantwortung zu ziehen.» 

  • Chuck Schumer, Oppositionsführer im Senat: «Dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten auf die Seite von Präsident Putin stellt – gegen US-Behörden und Geheimdienste – ist gedankenlos, gefährlich und schwach. Der Präsident stellt sich selber über unser Land.»

  • John Brennan, CIA-Chef unter Barack Obama: «Der Auftritt war nichts weniger als Hochverrat. Trumps Kommentare waren nicht nur idiotisch, er ist gänzlich in Putins Tasche.»

  • Nancy Pelosi, demokratische Minderheitenführerin des US-Repräsentantenhauses: «Vor wenigen Tagen wurden zwölf Russen für den Angriff auf unsere Demokratie angeklagt. Heute schaffte es Amerikas sogenannter Anführer nicht, demjenigen die Stirn zu bieten, der für den Angriff verantwortlich war. Im Ernst, was hat Putin gegen Trump in der Hand?»

  • Der republikanische US-Senator Lindsey Graham zu Putins Geschenk: «Ich würde den Fussball auf Wanzen überprüfen und ihn nie ins Weisse Haus mitnehmen.»

  • Abby Huntsman, Moderatorin und Tochter des US-Botschafters in Russland: «Keine Verhandlung ist es wert, das eigene Volk und Land den Wölfen zum Frass vorzuwerfen.» 

  • CNN-Moderator Anderson Cooper: «Sie haben gerade einen der wohl beschämendsten Auftritte eines US-Präsidenten an einem Gipfel mit einem russischen Staatschef gesehen.»

  • Paul Ryan, Republikaner und Sprecher des US-Repräsentantenhauses: «Es gibt keine Zweifel, dass Russland sich in unsere Wahl eingemischt hat. (...) Der Präsident muss anerkennen, dass Russland nicht unser Verbündeter ist. Die USA müssen sich darauf konzentrieren, Russland zur Verantwortung zu ziehen.» 

  • Chuck Schumer, Oppositionsführer im Senat: «Dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten auf die Seite von Präsident Putin stellt – gegen US-Behörden und Geheimdienste – ist gedankenlos, gefährlich und schwach. Der Präsident stellt sich selber über unser Land.»

  • John Brennan, CIA-Chef unter Barack Obama: «Der Auftritt war nichts weniger als Hochverrat. Trumps Kommentare waren nicht nur idiotisch, er ist gänzlich in Putins Tasche.»

  • Nancy Pelosi, demokratische Minderheitenführerin des US-Repräsentantenhauses: «Vor wenigen Tagen wurden zwölf Russen für den Angriff auf unsere Demokratie angeklagt. Heute schaffte es Amerikas sogenannter Anführer nicht, demjenigen die Stirn zu bieten, der für den Angriff verantwortlich war. Im Ernst, was hat Putin gegen Trump in der Hand?»

  • Der republikanische US-Senator Lindsey Graham zu Putins Geschenk: «Ich würde den Fussball auf Wanzen überprüfen und ihn nie ins Weisse Haus mitnehmen.»

  • Abby Huntsman, Moderatorin und Tochter des US-Botschafters in Russland: «Keine Verhandlung ist es wert, das eigene Volk und Land den Wölfen zum Frass vorzuwerfen.» 

«EU jetzt noch mehr im Abseits»

Für Auslandexperte Erich Gysling (82) ist das Resultat des Treffens zwischen Wladimir Putin und Donald Trump «weniger schlimm als erwartet». So hatte man im Vorfeld davon gesprochen, dass Trump die Annexion der Krim anerkennen könnte. Viel sei sehr vage geblieben, wie etwa die Aussagen über die nukleare Abrüstung.

Interessant hingegen bezeichnet Gysling Trumps Äusserungen zu Syrien: «Er anerkennt die Rolle Russlands und somit den Machterhalt Assads an.»

Trump sei im Glauben, dass er zusammen mit Putin etwas erreichen könne, deshalb habe er an der Medienkonferenz eine gute Tonart gewählt und teilweise – was etwa die Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf betrifft – einmal mehr auch gelogen.

Er habe erneut gezeigt, dass er sich lieber mit provozierenden Machtpolitikern abgebe als mit EU-Politikern, die den demokratischen Rechtsstaat hochhalten. «Nach dem Treffen gerät die EU nun noch mehr ins Abseits.»

Gysling bilanziert: «Das Ganze war eine Show. Sie weckt Illusionen, die nicht erfüllt werden können.» Guido Felder

Für Auslandexperte Erich Gysling (82) ist das Resultat des Treffens zwischen Wladimir Putin und Donald Trump «weniger schlimm als erwartet». So hatte man im Vorfeld davon gesprochen, dass Trump die Annexion der Krim anerkennen könnte. Viel sei sehr vage geblieben, wie etwa die Aussagen über die nukleare Abrüstung.

Interessant hingegen bezeichnet Gysling Trumps Äusserungen zu Syrien: «Er anerkennt die Rolle Russlands und somit den Machterhalt Assads an.»

Trump sei im Glauben, dass er zusammen mit Putin etwas erreichen könne, deshalb habe er an der Medienkonferenz eine gute Tonart gewählt und teilweise – was etwa die Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf betrifft – einmal mehr auch gelogen.

Er habe erneut gezeigt, dass er sich lieber mit provozierenden Machtpolitikern abgebe als mit EU-Politikern, die den demokratischen Rechtsstaat hochhalten. «Nach dem Treffen gerät die EU nun noch mehr ins Abseits.»

Gysling bilanziert: «Das Ganze war eine Show. Sie weckt Illusionen, die nicht erfüllt werden können.» Guido Felder

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?