Die SVP zahlt ihrem Präsidenten keinen Lohn
Millionäre bevorzugt

Im Gegensatz zu anderen Parteien erhält der SVP-Präsident keinen Lohn. Das kann für manch einen potenziellen Kandidaten zum Problem werden.
Publiziert: 23.12.2019 um 23:14 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2020 um 21:09 Uhr
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SVP-Präsident Albert Rösti hat genug. Er gibt sein Amt im Frühling 2020 ab. Dass der Chefposten nicht bezahlt ist, ist mit ein Grund.
Foto: Thomas Meier
Lea Hartmann und Ruedi Studer

Das Amt als Parteipräsidentin oder Parteipräsident ist kein Schoggi-Job. Die Verantwortung ist gross, die To-do-Liste lang, die Nächte kurz. Und der Lohn dafür? Zumindest bei der SVP gleich null. Das war mit ein Grund dafür, dass Albert Rösti (52) genug hat. Im Interview mit dem SonntagsBlick kündigte der SVP-Boss seinen Rücktritt an.

Das Parteipräsidium sei bei der SVP «im Gegensatz zu anderen Parteien nicht entschädigt», stellte er fest. «Da stellte sich für mich mit 52 Jahren auch die Frage nach meiner langfristigen beruflichen Zukunft.» Der Nationalrat ist neben seinen politischen Ämtern Chef der Büro Dr. Rösti GmbH, einer Firma für Unternehmensberatung. Wegen des SVP-Präsidiums aber habe er seinen Job in den vergangenen Jahren «massiv zurückgeschraubt», sagt Rösti. Schliesslich ist er neben alledem auch noch Gemeindepräsident von Uetendorf BE – immerhin ein 40-Prozent-Pensum.

Cheflohn 2009 gestrichen

Der Entscheid, dem Parteipräsidenten nichts zu zahlen, erfolgte ursprünglich aus Spargründen. Wegen eines Lochs in der Parteikasse beschloss die SVP 2009, den Cheflohn zu streichen. Dass daran bis heute nichts geändert wurde, hat politische Gründe. Schliesslich ist die Partei grosse Verfechterin des Milizprinzips in der Schweizer Politik. Berufspolitiker sind den Bürgerlichen ein Graus. Davon ist auch der Oberste in der Partei nicht ausgenommen.

Das hat allerdings zur Konsequenz, dass die Übernahme des Parteipräsidiums allenfalls zur Geldfrage wird, wie der Fall Rösti zeigt. Chef der grössten Partei der Schweiz zu sein, muss man – oder frau – sich leisten können. Oder aber man weiss einen spendablen Gönner im Rücken.

Unter diesen Voraussetzungen sticht einer im Kandidatenfeld hervor: der Zürcher Nationalrat und Banker Thomas Matter (53). Der Multimillionär hätte genug auf der Seite, um sich der Partei zu widmen. Die Frage ist bloss, ob er das Investment auch tätigen will. Auf Nachfrage von BLICK richtet seine persönliche Mitarbeiterin aus, dass Matter derzeit in den Ferien sei. Er will sich erst Anfang Januar äussern.

Dettling macht «Mischrechnung»

Als weiterer Kronfavorit gilt der Schwyzer Nationalrat Marcel Dettling (38). Er führt zusammen mit seiner Frau einen Bauernhof. Könnte er sich den Posten überhaupt leisten? «Entscheidend ist nicht die Geld-, sondern die Zeitfrage», sagt er zu BLICK. Viele Ortsparteichefs würden sich unentgeltlich für die Partei einsetzen. «Deshalb wäre es falsch, würde unten Gratisarbeit geleistet und oben kassiert. Trete ich an, würde ich das Amt zum Nulltarif übernehmen.» Mit dem Nationalratsmandat gebe es ja bereits eine Entschädigung, so Dettling – diese beläuft sich im Schnitt auf gut 90'000 Franken pro Parlamentarier. «Da macht man eine Mischrechnung.»

Er kann sich aber vorstellen, dass der Parteichef zeitlich entlastet wird. «Zum Beispiel, indem die Partei jemanden bezahlt, der Sekretariatsaufgaben übernimmt.» Der Vater von drei Kindern (5, 6 und 8) will nun nicht nur partei-, sondern vor allem auch familienintern abklären, ob eine Kandidatur in Frage kommt. «Ich trete nur an, wenn meine Frau dahinter steht.»

Martullo will Lohnfrage diskutieren

Andere potenzielle Anwärter könnte der Gratisjob aber abschrecken. Die Baselbieter Nationalrätin Sandra Sollberger (46), die ebenfalls eine Kandidatur prüft, ist Chefin eines Malerbetriebs. Auch der Solothurner Nationalrat Christian Imark (37) ist selbständig, seine Firma vermietet Festzelte und organisiert Veranstaltungen.

Bei der SVP ist man sich der Problematik bewusst. Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher (50) verteidigt den fehlenden Lohn im «Tages-Anzeiger» zwar mit dem Miliz-Argument. Sie kündigt aber an: «Wir werden diese Frage im Parteileitungsausschuss sicher auch noch einmal diskutieren.»

SP-Chef bekommt 50'000 Franken

Schliesslich ist die SVP eine der wenigen Parteien, bei der der Chef ehrenamtlich arbeitet. SP-Präsident Christian Levrat (49) bekommt pro Jahr 50'000 Franken – zuzüglich Spesen. Wie es bei einem Co-Präsidium gehandhabt würde, das derzeit zur Diskussion steht, sei «noch nicht abschliessend geklärt», sagt Generalsekretär Michael Sorg.

Die FDP teilt auf Nachfrage mit, dass Präsidentin Petra Gössi (43) «weniger als 50'000 Franken» pro Jahr erhalte. Grünen-Chefin Regula Rytz (57) erhält 14'000 Franken pro Jahr. Anders siehts bei der GLP aus: Mehr als ein bisschen Prominenz und Prestige gibt es für Jürg Grossen (50) nicht.

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