Nordkorea hat es CVP-Nationalrat Claude Béglé (69) angetan: Zehn Tage weilt der einstige Post-Chef Béglé im totalitären Staat und teilt seine Erlebnisse fleissig auf Twitter. Auf der Plattform, die in Nordkorea vom Regime gesperrt ist, zeigt sich der CVP-Mann vom Land begeistert.
Der Nationalrat lobt nach dem Besuch einer Textilfabrik etwa: «Die Löhne sind niedrig (CHF 50 pro Monat), aber alles wird vom Staat kostenlos zur Verfügung gestellt: Reis und die wichtigsten Lebensmittel, Unterkunft, Gesundheit, Bildung. Und es funktioniert viel besser, als wir es uns hätten vorstellen können.»
Generell äusserst sich der CVP-Politiker unkritisch über die Vorgänge im Land von Kim Jong Un. Angetan hat es ihm auch eine kulturelle Aufführung mit Kindern: «Das sind die guten Seiten des Sozialismus, bemüht um den Zugang zu Wissen und Kultur», twittert der CVP-Mann.
Kritik selbst von Parteikollegen
Dafür hagelt es Kritik – selbst von Parteikollegen. CVP-Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach (59) etwa sagt gegenüber RTS: «Die Tatsache, dass er sich von so vielen Dingen beeindrucken lässt, überrascht mich sehr.» Schliesslich sei Kim Jong Un ein Diktator, der unangemessene Dinge tue.
Auch CVP-Vizepräsident Charles Juillard (56) findet Béglés Nordkorea-Besessenheit bedenklich, schreibt das Onlineportal «Watson»: «Das ist nicht das Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell, das die CVP verteidigt. Wir stehen ein für individuelle Freiheit und Demokratie.»
Und die malerischen Atomversuchsanlagen?
Gespottet wird aber auch auf Twitter. Ein Nutzer fragt zynisch: «Hatten Sie auch die Gelegenheit, die prächtigen Schiessplätze für Hinrichtungen oder die malerischen Atomversuchsanlagen zu besuchen?»
Etwas Rückendeckung erhält Béglé von Parteikollege Gérald Cretegny (64). Er meint, es laufe zwar vieles schief, doch es lohne sich, gemeinsam mit Nordkorea Lösungen zu finden. Béglé selbst hat sich bisher noch nicht zu seinen Twitterposts geäussert. (pro)