Thematisch kann die SVP derzeit wenig ausrichten – die Klimadebatte spielt ihr ebenso wenig in die Hände wie die zurückgehende Migration. Und das in einem Wahljahr! Um ihre Sympathisanten doch noch zu mobilisieren, setzt die grösste Schweizer Partei auf Fiktion statt auf Fakten.
Der Nationalrat und ambitionierte Hobby-Filmproduzent Thomas Matter (53) hat wieder zugeschlagen. Nur ist es diesmal kein Musik-Video wie «Welcome to SVP», sondern gleich ein ganzer Spielfilm. «Wahlkampf. Der Film» heisst das 50-minütige Werk, das ab Mittwoch von der Partei beworben wird.
Blocher: Pate im roten Morgenrock
Die Handlung klingt durchaus spassig: Mit allen Mitteln versuchen die SVP-Lenker über Wochen, an den geheimen Wahl-Schlachtplan der SP zu kommen – Stunts inklusive: Fraktionschef Thomas Aeschi (40) darf sich im schwarzen Hightech-Einbrecher-Look irgendwo abseilen, Wahlkampfleiter Adrian Amstutz (65) packt seine Fallschirmspringer-Ausrüstung aus, Scharfmacher Andreas Glarner (56) wird gekidnappt.
Über allem thront Übervater Christoph Blocher (78) wie ein Pate im roten Morgenrock, während Roger Köppel (54) «Weltwoche»-Selfie-Videos aufzeichnet. Auch Magdalena Martullos «Seven Thinking Steps» werden gewürdigt.
Wie schon im «Welcome to SVP»-Video zeigt die Partei, dass sie Humor hat und durchaus über sich selbst lachen kann. «Es ist eine Action-Komödie», sagt Matter. «Wir hatten die Idee vor einem Jahr, im Haus der Freiheit von Toni Brunner.» Man kann sich vorstellen, wie es beim Bier zu dieser Idee gekommen ist.
«Trockene Politik beleben»
In den kommenden Wochen wird der Film, unterteilt in fünf Episoden, online zu sehen sein. Und später auch, wie Matter ankündigt, an mehreren Orten der Schweiz in voller Länge.
Der Privatbanker gibt freimütig zu, welchen Zweck der Film hat: «Wie mit ‹Welcome to SVP› 2015 wollen wir versuchen, die trockene Politik ein bisschen zu beleben und damit eher politikferne Wähler an die Urne zu holen.»
«Ein Inserat wäre teurer gewesen»
Bleibt eine Frage: Was hat sich die SVP den Spass kosten lassen? Matter lässt sich nicht in die Karten schauen. «Sagen wir mal so: Ein ganzseitiges Inserat in einer grossen Zeitung wäre uns teurer gekommen», sagt Matter. Die Produktion sei sehr günstig gewesen, weil alle Darsteller gratis gearbeitet hätten und auch für die verschiedenen Drehorte kaum Miete fällig geworden sei.
Abzuwarten bleibt, ob die Investition sich gelohnt hat. Die Schlussabrechnung folgt am 20. Oktober bei den Wahlen.
Am 20. Oktober wählt die Schweiz ein neues Parlament. Wer bei den Worten panaschieren, CSP oder Proporz-System nur Bahnhof versteht, sollte sich über das ABC des wichtigen Urnengangs hier schlau machen.
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