Als Aussenminister Didier Burkhalter am Nachmittag des 23. Oktobers 2013 über das Rollfeld in Bern-Belp spazierte, sah er einer Reise entgegen, die ganz seinem Geschmack entspricht. Eine Grand Tour! Sie führte Burkhalter und vier Mitarbeiter zu Arbeitsbesuchen nach Australien, Neuseeland und auf Vanuatu, einen pazifischen Inselstaat mit 270'000 Einwohnern.
Als der FDP-Magistrat sechs Tage später wieder Berner Boden betrat, konnte er kaum namhafte Resultate von den Ministertreffen vorweisen. Aber immerhin hatte sich Burkhalter in den Geschichtsbüchern verewigt: Er ist jetzt offiziell der erste Schweizer Aussenminister, der Australien und Neuseeland besucht hat. Und der erste Bundesrat überhaupt auf Vanuatu, wie das Aussenministerium (EDA) notierte.
Jetzt zeigen BLICK-Recherchen: Burkhalters Südsee-Ausflug ist auch aus einem anderen Grund geschichtsträchtig. Es war die wohl teuerste Auslandsreise, die ein Bundesrat je unternommen hat. Der sechstägige Südsee-Ausflug kostete den Bund gegen 500'000 Franken! Mehr als ein Jahresgehalt eines Bundesrats.
460'000 Franken fielen allein für den Flug im Bundesratsjet Falcon 900 an. Dies geht aus Unterlagen hervor, die die Luftwaffe offengelegt hat.
Pikant: Bundesrat Burkhalter hatte bei der Reiseplanung die Option Linienflug (Kosten: 79'000 Franken) verworfen. Dies, obwohl der Bundesratsjet für so weite Strecken eher ungeeignet ist. Die maximale Reichweite der Falcon 900 liegt bei 8000 Kilometern. Deshalb musste Burkhalters Reisegesellschaft auf dem Hin- und Rückweg im nordindischen Ahmedabad und im indonesischen Bali Zwischenstopps einlegen. Um die Maschine zu betanken und die erschöpften Crews auszutauschen. Gemäss Flugprotokoll befand sich der Bundesratsjet rund 54 Stunden in der Luft.
Zusätzlich zu den 460'000 Franken für den von der Luftwaffe betriebenen Flug fielen weitere Kosten für die Vorplatzierung der einen Crew an. Die beiden Piloten flogen mit Businessclass an die Destination, an der sie den Bundesratsjet übernahmen. Schliesslich kamen noch Auslagen für Burkhalters Delegation hinzu.
Mit der Rechnung – eine halbe Million Franken für eine Südseereise – ist man beim Bund aber nicht einverstanden. Nicht die Vollkosten seien entscheidend, heisst es beim EDA, sondern wie viel teurer der Südseeflug gegenüber einem «Leerflug» der Falcon 900 war.
Die Logik dahinter: Die acht Piloten der Bundesratsflotte müssen jedes Jahr eine fixe Zahl Flugstunden absolvieren. Das Stunden-Soll ist hoch, zu hoch. Deshalb mussten die Piloten zuletzt jeweils gegen Ende Jahr ohne Passagiere in den Himmel steigen und «leer» durch die Welt fliegen.
Stelle man die Flugstunden von Burkhalters Reise jenen von solchen Trainingsflügen gegenüber, habe die Reise nur 46 000 Franken Mehrkosten verursacht und damit weniger als die Linienflug-Option, argumentiert EDA-Sprecher Jean-Marc Crevoisier. «Deshalb ist es eindeutig günstiger, einen Bundesrat mit dem Bundesratsjet reisen zu lassen.» Zudem habe die Falcon 900 eine raschere Rückkehr erlaubt und gewährleiste mehr Flexibilität.