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Detailhandel im Saison-Dilemma
Die Migros setzt auf Öko-Treibhäuser

Wer das Klima schonen will, kauft nicht regional, sondern saisonal. Doch auch das ist nicht ohne Tücken. Die Migros will nun vorwärtsmachen.
Publiziert: 15.07.2019 um 23:09 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:04 Uhr
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Dass bei Migros und Coop schon im Januar Erdbeeren verkauft werden, ist schon lange nichts Besonderes mehr.
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Joel Probst

Während draussen noch Schnee liegt, stehen schon die Erdbeeren im Regal von Migros und Coop: Fast jede Frucht und jedes Gemüse gibt es im Schweizer Detailhandel zu fast jeder Jahreszeit – unabhängig davon, was Saison hat und was nicht. «Viele Kunden wünschen sich Abwechslung und kaufen gern auch Früchte und Gemüse, die in der Schweiz aktuell nicht Saison haben», erklärt Coop auf Anfrage. Die Migros argumentiert identisch.

Migros und Coop: Produkte ausreichend deklariert

Doch ist sich der Konsument überhaupt bewusst, was er da kauft? Ja, meinen die Detailhändler. Die Migros schreibt die Früchte und das Gemüse mit dem Herkunftsland an. Coop deklariert zudem, ob das Produkt im Treibhaus produziert oder mit dem Flugzeug importiert wurde.

Die Migros gibt ausserdem an, saisonale Produkte in den Läden etwa beim Eingang «prominenter» zu präsentieren. Was Saison hat, ist dabei eine Frage der Definition. Eine Frucht oder ein Gemüse hat für die Migros dann Saison, wenn es aus der Schweiz oder dem nahen Ausland stammt und auf dem Feld oder in einem Gewächshaus angebaut wurde, das nicht mit fossilen Brennstoffen beheizt wird.

Migros fördert Öko-Treibhäuser

Allerdings: Erdbeeren haben damit schon im Januar Saison. Denn in Spanien könnten die Beeren dank des «milden Klimas» schon zu Jahresbeginn vom Feld geerntet werden, wie der Detailhändler mitteilt.

Die Migros betont ebenfalls, dass Schweizer Früchte und Gemüse nicht grundsätzlich umweltfreundlicher seien. Mit Öl oder Erdgas beheizte Gewächshäuser etwa seien klimapolitisch bedenklich – selbst wenn dadurch der Transportweg des Produkts kürzer wird.

Für den orangen Riesen sollen zumindest die fossil beheizten Treibhäuser in der Schweiz bald der Vergangenheit angehören: Die Migros will ab 2025 nur noch Schweizer Gemüse und Früchte verkaufen, die aus nachhaltig beheizten Gewächshäusern stammen. Dazu will der Detailhändler jährlich eine Million Franken in die Hand nehmen.

Mit gutem Gewissen zubeissen

Vegetarier und Veganer ernähren sich klimaschonender – das hat vor allem damit zu tun, dass die Fleischproduktion CO2-intensiv ist. Doch selbst wer nur auf Früchte und Gemüse setzt, isst nicht klimaneutral. Nur regionale Produkte einzukaufen, reicht nämlich nicht. Wer sich ums Klima sorgt, sollte zudem saisonal konsumieren. Aber was heisst das? Fünf Beispiele:

  • Äpfel: Streng genommen haben Äpfel in Mitteleuropa nur von Mitte Juni bis Ende Oktober Saison. Zwar gibt es Sorten, die sich gut lagern lassen. Früher geschah dies im heimischen Keller – zwar blieben die Äpfel geniessbar, leider aber nicht knackig. Heute werden Äpfel von der Industrie in grossen Kühlräumen gelagert. So schmecken sie im März noch wie frisch gepflückt, klimaschonend ist das jedoch nicht.
  • Beeren: Die ersten Beeren des Jahres sind Erdbeeren. Bei gutem Wetter sind die ersten schon Mitte Mai reif. Spätestens Mitte September ist aber Schluss. Länger dauert die Saison bei Himbeeren: Juni bis Ende Oktober. Brombeeren und Heidelbeeren sind Spätzünder: Sie gibt es eigentlich erst ab Juli.
  • Erbsen: Die Saison ist kurz, sie umfasst nur Juni und Juli. Den Rest des Jahres sollte man auf Tiefkühlprodukte zurückgreifen. Was den Vitamingehalt betrifft, sind die nicht mal schlechter.
  • Peperoni: Gibt es ja immer, oder? Nein, nicht wirklich. Saison ist für die Früchte des Nachtschattengewächses eigentlich nur von Juni bis Oktober – selbst wenn sie aus einem ungeheizten Gewächshaus kommen.
  • Gibts denn auch Gemüse, das ganzjährig zur Verfügung steht? Ja, sogar ziemlich viele: Rüebli, Kartoffeln, Lauch, Zwiebeln, Weiss- und Rotkohl, Sellerie zum Beispiel. Und auch Nüsslisalat kann man – ausser im Juli und August – mit gutem Gewissen konsumieren.

Vegetarier und Veganer ernähren sich klimaschonender – das hat vor allem damit zu tun, dass die Fleischproduktion CO2-intensiv ist. Doch selbst wer nur auf Früchte und Gemüse setzt, isst nicht klimaneutral. Nur regionale Produkte einzukaufen, reicht nämlich nicht. Wer sich ums Klima sorgt, sollte zudem saisonal konsumieren. Aber was heisst das? Fünf Beispiele:

  • Äpfel: Streng genommen haben Äpfel in Mitteleuropa nur von Mitte Juni bis Ende Oktober Saison. Zwar gibt es Sorten, die sich gut lagern lassen. Früher geschah dies im heimischen Keller – zwar blieben die Äpfel geniessbar, leider aber nicht knackig. Heute werden Äpfel von der Industrie in grossen Kühlräumen gelagert. So schmecken sie im März noch wie frisch gepflückt, klimaschonend ist das jedoch nicht.
  • Beeren: Die ersten Beeren des Jahres sind Erdbeeren. Bei gutem Wetter sind die ersten schon Mitte Mai reif. Spätestens Mitte September ist aber Schluss. Länger dauert die Saison bei Himbeeren: Juni bis Ende Oktober. Brombeeren und Heidelbeeren sind Spätzünder: Sie gibt es eigentlich erst ab Juli.
  • Erbsen: Die Saison ist kurz, sie umfasst nur Juni und Juli. Den Rest des Jahres sollte man auf Tiefkühlprodukte zurückgreifen. Was den Vitamingehalt betrifft, sind die nicht mal schlechter.
  • Peperoni: Gibt es ja immer, oder? Nein, nicht wirklich. Saison ist für die Früchte des Nachtschattengewächses eigentlich nur von Juni bis Oktober – selbst wenn sie aus einem ungeheizten Gewächshaus kommen.
  • Gibts denn auch Gemüse, das ganzjährig zur Verfügung steht? Ja, sogar ziemlich viele: Rüebli, Kartoffeln, Lauch, Zwiebeln, Weiss- und Rotkohl, Sellerie zum Beispiel. Und auch Nüsslisalat kann man – ausser im Juli und August – mit gutem Gewissen konsumieren.
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