Die SVP hat den Wahlkampf eingeläutet, wie man es von ihr gewohnt ist: mit einer Provokation. Das Plakat, das die Schweiz als Apfel zeigt, der von äusseren und inneren Feinden – Brüssel sowie FDP, SP, CVP und Grünen – zerfressen wird, hat bürgerliche Partner geschockt und SVP-Mitglieder angewidert. Parteichef Albert Rösti (52) ist dennoch zufrieden, wie er im BLICK-Interview sagt.
BLICK: Herr Rösti, Ihre Partei beschimpft die politischen Gegner als Würmer. Halten Sie daran fest?
Albert Rösti: Selbstverständlich. Als einzige Partei wollen wir keinen Rahmenvertrag mit automatischer Übernahme von EU-Recht. Das ist die zentrale Botschaft hinter diesem Plakat. Viel brutaler als unser Bild ist das, was im Hintergrund abgeht. Ein Komplott. Mit dem Ziel, den Rahmenvertrag abzuschliessen und die Schweiz in die EU zu führen.
Wer war in die Gestaltung involviert?
Der Schweiz geht es gut, weil wir frei und sicher sind. Die Freiheit ist in Gefahr. Die Zuwanderung wird nicht gebremst und via Klima-Debatte sollen höhere Steuern eingeführt werden. Da braucht es eine klare Bildsprache.
Am Schluss trage ich als Präsident mit dem Wahlleiter die Verantwortung.
Also darf man Gegner als Würmer beschimpfen? Wie würde wohl die SVP aufschreien, würde man deren Parteimitglieder mit Ungeziefer vergleichen?
Ich wäre vor allem erbost, wenn man mich hinters Licht führt! Und alle Entscheide auf nach den Wahlen verschiebt, wie das jetzt gerade mit der Kohäsionsmilliarde geschehen ist, oder Volksentscheide wie die Masseneinwanderungs-Initiative nicht umsetzt.
Und das macht Ihrer Meinung nach Gegner zu Ungeziefer?
Wir brauchen ein verständliches Symbolbild. Wer dem Rahmenvertrag zustimmt ...
... ist ein Wurm.
Jetzt hören Sie mir doch einmal zu!
Das machen wir ja.
Ich lasse mir nichts in den Mund legen.
Sie haben das Plakat zu verantworten. Das sagten Sie gerade.
Wer die Zuwanderung nicht bremsen, den Mittelstand schröpfen will, der zerstört die Schweiz. Der zerstört die Schweiz, wie, bildhaft gesprochen, Würmer einen Apfel. Das ist die Aussage.
Und dafür bemühen Sie die Bildsprache der Nazis?
Unsere Gegner bedienen sich bei jeder Kleinigkeit der Nazi-Keule.
Eine Kleinigkeit finden das die wenigsten.
Wer mit der Nazi-Keule arbeitet, macht sich schuldig. Indem sie ein simples Plakat mit den Verbrechen der Nazis vergleichen. Zudem wollen wir ja gerade das Gegenteil der Nazis, keinen Umsturz, sondern die bewährte Schweiz erhalten.
Also ist die Entmenschlichung des politischen Gegners in Ihren Augen in Ordnung? Das ist die Art und Weise, wie Sie in der Schweiz politisieren wollen?
Ich stelle fest, Sie hören mir nicht zu. Sie wissen doch, was eine Metapher ist, oder nicht? Ein Bild, das eine Botschaft transportiert, ist kein Gleichnis! Wir setzen niemanden mit Würmern gleich. Nochmals: Was hinter den Kulissen in Bundesbern abläuft, ist viel, viel schlimmer als unsere Kampagne.
Jetzt auch noch Verschwörungstheorien ...
Heimatland, niemand steht hin! Die sollen Klartext reden! Wer ist für den Rahmenvertrag, und wer ist dagegen? Jetzt sollen sie das sagen, nicht erst nach dem Wahltag.
Im Frühling 2016 übernahm Albert Rösti (52) das SVP-Präsidium von Toni Brunner (45), der ihm eine Partei in Hochform übergab. Allerdings war Rösti an diesem Erfolg nicht ganz unschuldig: Seit 2011 im Nationalrat, amtete er als Wahlkampfleiter für die Wahlen 2015, bei welchen die SVP ein historisches Resultat erzielte. Der studierte Agronom wuchs als Bauernsohn in Kandersteg BE auf und lebt heute mit seiner Frau Theres und seinen beiden Kindern in Uetendorf BE. Seit 2014 ist er Gemeindepräsident.
Im Frühling 2016 übernahm Albert Rösti (52) das SVP-Präsidium von Toni Brunner (45), der ihm eine Partei in Hochform übergab. Allerdings war Rösti an diesem Erfolg nicht ganz unschuldig: Seit 2011 im Nationalrat, amtete er als Wahlkampfleiter für die Wahlen 2015, bei welchen die SVP ein historisches Resultat erzielte. Der studierte Agronom wuchs als Bauernsohn in Kandersteg BE auf und lebt heute mit seiner Frau Theres und seinen beiden Kindern in Uetendorf BE. Seit 2014 ist er Gemeindepräsident.
Hat die SVP noch andere Plakat-Sujets in der Hinterhand?
Nein, diese Kampagne geht jetzt erst richtig los.
Also keine weiteren Provokationen gegen die anderen Parteien?
Aktuell nicht.
Was sagen Sie den Kantonalpräsidenten, die wegen der Ungeziefer-Plakate um den Erfolg ihrer Kandidaten fürchten?
Die Kantonalparteien profitieren davon, dass man jetzt in der Schweiz nicht mehr nur über den Klimaschutz spricht, sondern darüber, was die Schweiz wirklich bedroht, nämlich ein unterschriftsbereiter Rahmenvertrag mit der EU.
Herr Rösti, das war nicht unsere Frage.
Dass einzelnen Kantonalpräsidenten die Bildsprache des Plakats nicht gefällt und dass sie dies öffentlich sagen, um vielleicht die Zusammenarbeit mit anderen Kantonalparteien nicht zu gefährden, damit habe ich keine Probleme. Es ist noch nie ein Sujet bei allen gut angekommen. Entscheidend ist, dass das Parteiprogramm mit den drei Kernthemen, die wir mit dem Plakat vermitteln, einstimmig verabschiedet wurde.
Sie glauben nicht, dass ein Flurschaden im bürgerlichen Lager entsteht?
Nein, ich musste schon Karikaturen, die mich persönlich betreffen, über mich ergehen lassen und trotzdem mit den Betroffenen weiterarbeiten.
Aber Sie persönlich sind ja eher der feine Typ und nicht der Rüpel ...
Ich bin aber auch der Typ, der jetzt um jeden Preis diese Wahlen für unser Land und für unsere Freiheit gewinnen will!
Also keine Entschuldigung an die Adresse der Menschen, die sich durch das Plakat verletzt fühlen?
Nein, ich sehe keinen Grund dazu.
Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.
BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.
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