Herr Pfister, in der Stadt Zürich fliegt die CVP aus Parlament und Regierung, in Nidwalden und Obwalden verliert sie Sitze. Was läuft schief?
Gerhard Pfister: Wahlen bringen Verluste und Gewinne: Wir haben in verschiedenen Regionen unsere Sitze verteidigt oder dazugewonnen. Etwa in Dietikon, Brugg oder Engelberg. In den Zürcher Gemeinden ausserhalb der Stadt haben wir gute Resultate.
Sie trösten sich mit kleinen lokalen Siegen über die grossen kantonalen Niederlagen hinweg.
Natürlich ist es nicht überall befriedigend gelaufen. Aber es gibt eben auch Sachen, die gut laufen. Das dürfen Sie nicht einfach weglassen.
Im Herbst 2016 haben Sie in einem BLICK-Interview erklärt, dass die CVP spätestens 2017 einzelne kantonale Wahlen gewinnen müsse, um die Trendwende einzuleiten. Jetzt zeigt sich: Von Trendwende keine Spur!
Wir haben 2017 in Neuenburg einen Sitz gewonnen. In Solothurn haben wir beim Wähleranteil zugelegt. Und jetzt haben wir in einzelnen Regionen gewonnen. Aber ja: Die Trendwende haben wir noch nicht geschafft.
Wo bleibt also der Pfister-Effekt?
Der Turnaround für eine Partei, die seit Jahren nicht vorwärtskommt, braucht Zeit. Von einer einzigen Person auf die Wahlresultate zu schliessen, greift zu kurz.
Oder sind eben gerade die Wahlniederlagen der Pfister-Effekt?
Das ist vielleicht Ihre Beurteilung.
Hat der Fall Buttet die Partei Stimmen gekostet?
Nein, ich glaube nicht, dass dieser Fall noch eine Auswirkung hat.
Vielleicht ist auch einfach der von Ihnen eingeschlagene wertkonservative Kurs falsch?
Das ist der bürgerlich-soziale Kurs, den die Partei im letzten Sommer in Genf beschlossen hat. Ich bin überzeugt, dass er sich langfristig auszahlen wird.
Allzu viel Zeit bleibt Ihnen nicht mehr: Die nationalen Wahlen 2019 werden zum eigentlichen Gradmesser. Fällt die CVP dann unter die magische 10-Prozent-Grenze?
Ich mache alles dafür, dass das nicht passiert.
Und wie?
Die CVP ist in Bern so geschlossen wie noch nie. Inhaltlich stellen wir die Gesundheitskosten in den Fokus und bringen als einzige bürgerliche Partei echte Lösungsvorschläge. Ein Problem, das der Bevölkerung unter den Nägeln brennt. Dazu werden wir auch eine Volksinitiative lancieren.
Sie wollen die Gesundheitskosten bremsen. Damit droht auch ein Leistungsabbau, der für Ihre Partei zum Bumerang werden könnte.
Nein, wir wollen eine Kostenbremse ohne Qualitätsverlust. In der Grundversicherung lassen sich mit vielen verschiedenen Massnahmen sechs Milliarden Franken jährlich sparen. Alle wissen, was zu tun wäre, aber keiner machts, weil zu viele profitieren.
Es gibt ja noch eine andere Option für Sie: Wenn Doris Leuthard zurücktritt, verlassen Sie das sinkende Schiff CVP mit einem rettenden Sprung in den Bundesrat.
Frau Leuthard ist noch im Amt. Mit der Frage einer Bundesratskandidatur befasse ich mich erst, wenn sie sich stellt.