Das Bundesratsfoto 2018
Paten im Wimmelbild

Das Bundesratsfoto zeigt die Landesregierung vor einem Werk des Freiburger Künstlers Michel Cotting alias Michel FR. Fotografiert wurde die Szene von Stéphane Schmutz. Erstmals gibt es vom Bundesratsfoto auch eine animierte Version für den digitalen Gebrauch. Eine Kritik.
Publiziert: 31.12.2017 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:40 Uhr
Das Bundesratsfoto 2018: Guy Parmelin, Simonetta Sommaruga, Ueli Maurer, Bundespräsident Alain Berset, Doris Leuthard, Johann Schneider-Ammann, Ignazio Cassis, Bundeskanzler Walter Thurnherr (von links).
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Zum ersten Mal sogar animiert:Das neue Bundesrats-Foto ist da
Sermîn Faki

Es ist amtlich: Am neuen Bundespräsidenten ist ein Satiriker verloren gegangen. Anders ist das Bundesratsfoto 2018, für das Alain Berset (45) verantwortlich zeichnet, nicht zu erklären.

Ironie Nummer 1: Die Schwarzseher

Berset steckte die sieben Bundesräte und Bundeskanzler Walter Thurnherr (54) in schwarze Anzüge und Kostüme, wodurch die Landesregierung wahlweise wie Mafia-Paten oder Blues Brothers aussieht. Insbesondere der Bundespräsident selbst und sein Vize Ueli Maurer (67) scheinen diese Rolle zu geniessen. Sie sind die einzigen, die einen souveränen Eindruck machen.

Das Bundesratsfoto 2018: Guy Parmelin, Simonetta Sommaruga, Ueli Maurer, Bundespräsident Alain Berset, Doris Leuthard, Johann Schneider-Ammann, Ignazio Cassis, Bundeskanzler Walter Thurnherr (von links).
Foto: Stephane Schmutz

Neuling Ignazio Cassis (56) gibt den Musterschüler, Thurnherr mit farbiger Krawatte und Hand im Hosensack den Outlaw. Johann Schneider-Ammann (65) steht wie eine behäbige Eiche. Doris Leuthard (54) knickt kokett den Fuss ein, während Simonetta Sommaruga (57) um Haltung bemüht ist. Und Guy Parmelin hat Spass – erstaunlicherweise, doch dazu später.

Ironie Nr. 2: Die Statisten

In diesem Outfit stellt Berset seine Kollegen und sich vor ein Wandbild des Freiburger Künstlers Michel FR. Dieses Wimmelbild – die sind ja grad in Mode – zeigt die Schweiz. Und es degradiert die Bundesräte zu Statisten. Vor allem in der animierten Version, in der die Landesregierung still steht, das Bild – das Land – sich aber ständig bewegt.

Ironie Nr. 3: Ein Bild der Schweiz

Das Bild zeigt die Schweiz – aber was für eine! Da gibt es schneebedeckte Berge, idyllische Dörfer, treuherzig blickende Kühe, sichere Seilbahnen und viele Tunnel. So weit, so Klischee, so gut.

Der Teufel steckt im Detail. So lüpft es dem Bundeshaus den Deckel – etwa vor lauter Skandalen? Darüber schwebt ein Ufo – als Sinnbild für die Entrücktheit der Schweizer Politik? Aus einem Tunnel kriecht ein Wurm, aus einem Baum ebenso. Was will uns das sagen? Hier ist der Wurm drin?

Das subversivste Detail aber findet sich links unten im Bild. Es ist ein Frosch auf einem Seerosenblatt. Doch er trägt einen Armeehelm und spielt Gitarre auf einem Sturmgewehr. Sind unsere Soldaten Frösche? Zeigt man so die «besten Armee der Welt»? Verteidigungsminister Parmelin scheint diese Anspielung nicht zu stören. Entweder macht er gute Mine zum bösen Spiel – oder er ist noch viel ironischer als der Künstler und Berset zusammen.

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