Doris Fiala (63) hustet. Und das schon seit über einem Monat. Dennoch nahm die FDP-Nationalrätin an der Frühlingssession teil, die am Montag begann. Schon im Zug von Zürich nach Bern und zurück hätten Passagiere sie bei jedem Räuspern vorwurfsvoll angeschaut. Oder gar den Platz gewechselt.
Ein Pendler, der Fiala erkannte, beklagte sich gar per Mail. «Ich war konzentriert auf meine Arbeit, habe aber doch registriert, dass Sie da teilweise ohne Rücksicht auf das Umfeld gehustet haben», heisst es im Schreiben. Er wünsche sich, dass «die Bürger vor den Politikern geschützt werden» und diese «einfachste Hygiene-Massnahmen in der Öffentlichkeit vorbildlich vorleben» würden.
Fiala musste bei Gössi antraben
Auch unter den Nationalräten war – neben der Schutzmaske von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (50) – Fialas Husten ein Thema. Die FDP-Leitung unter Präsidentin Petra Gössi (44) und Beat Walti (51) nahmen ihre Fraktionskollegin ins Gebet. Diese gab an, nicht in Italien oder in China gewesen zu sein. In den letzten Wochen sei sie überhaupt nicht ins Ausland gereist. Sie habe zudem weder Fieber noch andere alarmierende Symptome. Einzig eben diesen hartnäckigen Husten.
Doch Gössi war die Situation nicht geheuer – und entschied am Mittwochabend, Fiala unter Hausarrest zu stellen. Während am Donnerstag die Nationalräte debattierten, musste die FDP-Frauenpräsidentin zu Hause bleiben. Oder vielmehr verbrachte sie den halben Tag im Stadtzürcher Spital Triemli für den Corona-Test.
Beide Tests negativ
Am Freitagmorgen das Ergebnis: negativ! Fiala hat sich nicht mit dem Coronavirus infiziert. Nicht einmal das normale Influenzavirus konnte bei der Politikerin nachgewiesen werden. Fiala ist froh über das Testergebnis, «obwohl ich wirklich auch nichts anderes erwartet habe», wie sie zu BLICK sagt. «Klar», sagt sie, «Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, und die Präsidentin hat sehr umsichtig gehandelt.»
Sie warnt aber davor, dass die Schweiz aufgrund des Coronavirus in Panik und Schockstarre fällt. «Es ist eine grosse Herausforderung, wenn Husten von Mitmenschen mit so viel Angst erlebt und man daher fast wie ein Schwerkranker behandelt wird, nur weil man einen hartnäckigen Husten hat.» Die Wirtschaft würde enormen Schaden nehmen, wenn sich nun die halbe Schweiz freiwillig in Quarantäne begebe.
Gössi: «Wir mussten Verantwortung übernehmen»
FDP-Fraktionschef Walti sagt zu BLICK: «Wir haben Doris ans Herz gelegt, sich testen zu lassen. Wir alle haben die Verantwortung, bei möglichen Anzeichen Vorsichtsmassnahmen zu treffen.» Er sei froh, dass das Resultat gut ausgefallen sei. Auch Präsidentin Gössi freut sich, dass der Test negativ ausgefallen sei.
«Doris Fiala wurde von verschiedenster Seite wegen ihres Hustens angefeindet», sagt Gössi. Weil im Parlament auch Personen sitzen, die beim Coronavirus zur Risikogruppe gehören würden, habe man Verantwortung übernehmen müssen.
Am Montag nun wird Fiala wieder nach Bern ins Bundeshaus reisen – trotz Husten und den vielen vorwurfsvollen Blicken.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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