«Die Contact Tracer werden wüst beschimpft»
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Berner Kantonsärztin klagt:«Die Contact Tracer werden wüst beschimpft»

Berner Kantonsärztin klagt über Leute, die in Quarantäne müssen
«Die Contact Tracer werden wüst beschimpft»

Das Contact Tracing laufe gut, sagt die Berner Kantonsärztin Linday Nartey. Doch sie hat einen Wunsch: Die Passagierlisten von Flugzeuggesellschaften für das Tracing nützen zu können.
Publiziert: 09.07.2020 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2020 um 08:13 Uhr
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Das Contact Tracing laufe zwar gut, doch es lasse sich noch verbessern, sagt die Berner Kantonsärztin Linda Nartey.
Foto: Keystone

Die Berner Kantonsärztin Linda Nartey hat eine Mission: Das Contact Tracing laufe zwar gut, doch es lasse sich noch verbessern: Häufig gebe es Verzögerungen, weil Meldefristen nicht eingehalten werden oder Telefonnummern nicht da sind. So kämen Personen teilweise erst Tage später in die Quarantäne. Dazu kommen teilweise «wüste Beschimpfungen» von Leuten, die in Quarantäne müssen.

Um die Mission zu vervollständigen hat Nartey einen Wunsch: Die Passagierliste, die Fluggesellschaft schon jetzt anfertigen sollen, hätte sie gerne. Das Bundesamt für Gesundheit könnte sie einfordern und an die Kantone weiterleiten, doch der neue «Mister Corona» Stefan Kuster zögert. Er sichert zwar zu, das Thema zu diskutieren, doch noch seinen viele Frage offen – insbesondere zum Thema Datenschutz.

Dabei ist das Problem da: Ein Viertel der Fälle sei aus dem Ausland importiert unter anderem aus Serbien und Kosovo, so Kuster. «Also Länder, wo die Grenzen eigentlich noch zu sind.»

Stichproben für Auslandreisende

Wer aus einem Risikoland - unter anderem Serbien - einreist muss seit Montag für zwei Wochen in Quarantäne und dabei wohl auf seinen Lohn verzichten. Kontrolliert wird das aber nicht. BAG-Kuster gab zu, dass die Umsetzung noch nicht perfekt funktioniere, kündigte aber Verbesserungen an. So soll es Stichproben geben, zum Beispiel anhand von Autokennzeichen. «Flächendeckende Kontrollen an den Landesgrenzen wird es nicht geben.»

Viele rechtliche Fragen

Doch das ist nicht das einzige Problem mit der Länderliste: Wer nach einem Serbienurlaub in Quarantäne muss, kriegt möglicherweise keinen Lohn. Verbieten können Arbeitgeber die Reise nicht. Aber: Wer aber im vollen Wissen um die Gefahren reise und bei der Heimkehr in Quarantäne muss, habe vermutlich keinen Anspruch auf den Lohn, so Michael Schöll vom Bundesamtes für Justiz. Schlussendlich dürften aber Gerichte entscheiden.

Eine weitere Frage zu den Auswirkungen auf die Arbeitsverhältnisse, die derzeit oft komme, so Schöll, sei jene, ob der Lohn geschuldet sei, wenn man in Quarantäne müsse und während dieser Zeit nicht im Homeoffice arbeiten könne. Dazu gebe es heute keine einheitliche Rechtssprechung, deshalb gebe es auch keine verbindlichen Antworten auf diese Fragen.

Ansteckungen in Clubs, Beerdigungen und bei der Arbeit

88 neue Fälle vermeldete das Bundesamt für Gesundheit heute. «In dieser Woche scheinen sich die Zahlen ein wenig zu stabilisieren», so Stefan Kuster. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen sind die Fallzahlen und die Positivitätsrate der Tests gestiegen. Man habe aber die Hoffnung, dass sich die Situation jetzt stabilisiere. Die Fälle seien nicht homogen verteilt. Cluster treten in grossen Kantonen wie Zürich, Waadt und Aargau auf. Ansteckungen fänden in Clubs, auf Beerdigungen oder bei der Arbeit statt – dort wo es grosse Ansammlungen gab.

Wer jetzt in Isolation ist, wird im Kanton Bern telefonisch kontrolliert. Alle zwei Tage meldet sich jemand vom Contact-Tracing Team und überprüft, ob man auch wirklich zuhause bleibt. Im schlimmsten Fall kann sogar die Polizei ausrücken und das kontrollieren. Zumindest im Kanton Bern sind deshalb aber noch keine Patrouillen vorbei gekommen. «Es gibt aber Personen, da ist man sich nicht ganz sicher», so die Berner Kantonsärztin Nartey. Das spreche man dann an.

Weniger Kurzarbeit

Im März 2020 haben von den 1,6 Millionen angemeldeten Arbeitnehmenden rund 880'000 tatsächlich Kurzarbeitsentschädigung bezogen. Dies sagte Oliver Schärli vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Das bedeute für den Bund Minderausgaben von rund einer Milliarde Franken.

Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt biete Anlass zu Hoffnung. Der Trend zu einer langsamen Erholung setzt sich laut Schärli fort. Dafür gebe es namentlich drei Gründe: saisonale Effekte, die Lockerungsmassnahmen, die fast zu Normalbetrieb in vielen Betrieben führe, und Stabilisierungsfaktoren wie Kurzarbeitsentschädigungen und Kredite. (brb/SDA)

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