«Grenzschliessungen nützen nichts»
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Tessiner Politiker zu Corona:«Grenzschliessungen nützen nichts»

Corona: Das sagen Tessiner Politiker zur Abriegelung Italiens
«Grenzschliessungen nützen nichts»

Die Abriegelung Norditaliens macht auch dem Tessin zu schaffen. Würden Grenzschliessungen etwas nützen – oder der italienischen Schweiz sogar schaden? Tessiner Politiker sind uneins.
Publiziert: 09.03.2020 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2020 um 08:45 Uhr
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Jeden Tag pendeln 70'000 Grenzgänger zwischen der Lombardei und dem Tessin – trotz Corona-Sperre.
Foto: Keystone
Lea Hartmann und Sermîn Faki

Die Abriegelung ganzer Regionen in Norditalien macht auch dem Tessin zu schaffen – schliesslich pendeln täglich 70'000 Italiener zum Arbeiten in die Schweiz. Und sie sollen das auch weiterhin tun: Die Grenze wird nicht geschlossen. Damit bleibt die Gefahr, dass Italiener das Virus in die Schweiz tragen.

Für Marco Chiesa (45), Ständerat der SVP, eine unzumutbare Situation. «Wir fühlen uns nicht geschützt», sagt er zu BLICK. «Wir verstehen nicht, warum es verboten ist, von Mailand nach Turin zu fahren – aber nicht von Mailand nach Lugano.»

Grenze zu – ausser für Ärzte und Pflegepersonal

Chiesa fordert darum, dass die Grenze teilweise geschlossen wird – für jene Italiener, die im Tessin nicht dringend gebraucht würden. «Klar», sagt er, «sind einige unerlässlich – etwa die 4000 Grenzgänger, die im Gesundheitswesen arbeiten.» Die anderen aber sollten entweder zu Hause bleiben oder im Tessin übernachten, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.

Eine Überlegung, die die grüne Nationalrätin Greta Gysin (36) nicht nachvollziehen kann. «Die Schweiz ist auch eine Risiko-Region», sagt sie. So sei hier die Anzahl Fälle im Verhältnis zur Bevölkerung nicht viel tiefer als in der Lombardei. «Grenzschliessungen nützen nichts, das Virus ist schon bei uns», schliesst Gysin.

Angst, dass das Tessin lahmgelegt wird

CVP-Nationalrat Marco Romano (37) gibt ausserdem zu bedenken, dass (Stand heute) alle Tessiner Corona-Fälle von Schweizern ausgelöst worden seien. Grenzschliessungen kommen auch für ihn nicht in Frage. «Man kann nicht einfach das Tessiner Wirtschafts- und Gesellschaftsleben lahmlegen», ist er überzeugt. Allerdings findet auch er, dass man so wenige Grenzgänger wie möglich reinlassen sollte: «Jeder, der im Home-Office arbeiten kann, soll das tun.»

Und er warnt davor, aus dieser ernsten Lage nun eine politische Diskussion um Abschottung zu machen: «Corona betrifft nicht nur das Tessin, sondern die ganze Schweiz.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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