Nun macht Köppel den ersten Schritt Richtung SVP-Thron. Und kandidiert für den Nationalrat. Es hat sich abgezeichnet. Spätestens als er nach dem Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative mit einer Vortragsreihe durchs Land tingelte. Auf einem Kreuzzug gegen die EU – und für die Unabhängigkeit der Schweiz.
«Die Kandidatur ist keine Selbstverwirklichung. Der Entscheid, die verheerende linke Politik zu bekämpfen, hat sich mir aufgedrängt», sagte er – und trat schon mal in Blochers Fussstapfen. Dieser sieht seinen Kampf ebenfalls als Auftrag des Himmels.
Für die SVP ist Köppel ein Glücksfall. Blitzgescheit, leidenschaftlich und rhetorisch ebenso brillant wie auf der Tastatur, liebt er die harte Auseinandersetzung. Inszeniert sich in SVP-Manier gern als einsamer Kämpfer gegen den ganzen Rest.
Eine Persönlichkeit à la Köppel hatte die SVP dringend nötig. Sie hat kaum herausragendes Personal in Bern. Erfolgs-Unternehmer wie Blocher, Peter Spuhler oder Hansruedi Wandfluh sind weg. Neulinge wie Thomas Matter zünden nicht. Für den seit Ewigkeiten geforderten zweiten Bundesratssitz hat die grösste Partei noch immer keinen einzigen zwingenden Kandidaten. Ein Armutszeugnis! Insbesondere der SVP Zürich fehlte bislang ein Zugpferd. Sowohl bei den letzten Nationalrats- als auch den Kantonsratswahlen verlor die Partei. Auch weil Aushängeschilder wie Christoph Mörgeli, Hans Fehr oder Toni Bortoluzzi ihren Zenit schon damals überschritten hatten.
Köppels Wahl im Herbst ist reine Formsache. Ob er aber zum neuen SVP-Übervater aufsteigen kann, ist ungewiss. Der intellektuelle und urbane Typ muss dazu auch den Draht zur ländlichen, antielitären SVP-Basis finden. Muss sich an Buurezmorge ebenso wohl fühlen wie auf der grossen Bühne Bundeshaus.
Zeitaufreibend wird es für den dreifachen Vater allemal. Er will trotz Nationalratsmandat Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche» bleiben – und reiht sich damit in die Tradition von Willy Bretscher, Peter Dürrenmatt, Helmut Hubacher oder Ulrich Luder ein. Dies birgt für die SVP eine gewisse Gefahr. Köppel kritisierte bisweilen auch seine SVP. Er verspricht, dies auch künftig zu tun: «Im entscheidenden Fall bin ich Chefredaktor und nicht Parteisoldat.»
Eine gewagte Aussage. Und eine bedeutende für die Presse: Denn seit gestern gibt es keine offiziell unabhängige rechtsbürgerliche Zeitung mehr. Die «Basler Zeitung» gehört Blocher, die «Weltwoche» dem SVP-Nationalratskandidaten Köppel.