Bundesrats-Kandidat Pierre Maudet im BLICK-Live-Talk
«Wir müssen uns der EU wieder als Partner zeigen»

Es brauche ein neues Flugverkehrsabkommen mit der EU, fordert der Genfer Bundesratskandidat Pierre Maudet (39). Darum sei es wichtig, dass sich die Schweiz wieder als Partner der EU verhalte. Nur so könne sie sich effizient verteidigen.
Publiziert: 15.09.2017 um 18:46 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:49 Uhr
Das sagte Pierre Maudet im BLICK-Talk
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Bundesratskandidat im Gespräch:Das sagte Pierre Maudet im BLICK-Talk
Matthias Halbeis

Als letzter der drei offiziellen FDP-Kandidaten stellte sich am Freitag Pierre Maudet (39) den Fragen von Blick-Gruppe-Chefredaktor Christian Dorer und den BLICK-Lesern. Für den Genfer Wirtschafts- und Sicherheitsdirektor ist klar: «Die Tessiner können auch von einem Romand vertreten werden.» Damit konterte er die Diskussion darüber, ob die lateinische Schweiz mit einem weiteren Romand korrekt vertreten sei.

Maudet, der als absoluter Aussenseiter gestartet war, hatte in den vergangenen Wochen mächtig aufgeholt. Darum wollte Christian Dorer von ihm wissen, wie er es mache, dass alle in ihn «verknallt» seien. Der Genfer antwortete darauf: «Ich spreche mit meinem Herzen. Ich bin von der Politik überzeugt. Es lohnt sich, sich mit anderen über Sachfragen auseinanderzusetzen.» Es sei wichtig zu zeigen, dass es möglich sei, heute die Leute mit Inhalten zu überzeugen. Maudet: «Das wollte ich mit meiner Kandidatur beweisen.»

Pierre Maudet stellte sich heute den Fragen von Blick-Gruppe-Chefredaktor Christian Dorer und denjenigen der BLICK-Leser.
Foto: Peter Gerber

Der EU als Partner begegnen

Auf die Frage, ob er auf sein Alter als Argument hoffe, entgegnet Maudet: «Jung zu sein, ist kein Programm.» Es sei aber wichtig, wenn sich Leute zur Verfügung stellten, die in der Gegenwart lebten. «Der Rhythmus in unserer Wirtschaft hat sich geändert. Wir müssen uns anpassen.» Seine Kandidatur, so Maudet, solle auch zeigen, dass wir das könnten.

Auf die Frage von Leserin Susanne N., ob er zuerst auf die Schweizer hören werde und nicht auf die Politiker aus der EU, konterte Maudet: «Wir müssen uns der EU wieder als Partner zeigen.» Heute sei die Schweiz Passivmitglied in der EU – man müsse deren Regeln autonom nachvollziehen. Maudet: «Wir müssen uns aber auch verteidigen können.» So sei etwa das Flugverkehrsabkommen mit der EU als Teil der Bilateralen Verträge völlig veraltet. Und: Es sei heute nicht klar, wer für das Dossier Europa im Bundesrat überhaupt zuständig sei.

Seine Loyalität gegenüber der Schweiz sei klar

Ein anderer Leser will wissen, ob Maudet seinen französischen Pass abgeben werde. Auch hier kontert Maudet selbstbewusst. Loyal gegenüber dem Land zu sein, habe nichts mit dem Pass zu tun: «Ich habe nur eine Loyalität. Ich habe meinen Eid auf die Genfer Verfassung abgelegt.» Seinen französischen Pass habe er geerbt. Aber: «Ich fühle mich als Schweizer. Ich bin Offizier.» Darum werde er, wenn er gewählt werde, die Frage nach dem französischen Pass dem Bundesrat vorlegen.

Auf die Nachfrage von Christian Dorer, ob es bei einem Besuch in Paris nicht komisch wäre, wenn er als halber Franzose die Schweiz vertreten müsste, sagt Maudet: «Meine Loyalität gegenüber der Schweiz ist eindeutig.» Und wenn er den Pass abgebe, müsste er als ehemaliger Franzose nach Paris. «Das wäre vielleicht auch komisch.»

Für die Rentenreform

Ob er für weniger Entwicklungshilfegelder sei, will ein anderer Leser wissen. Maudet findet: «Eigentlich nicht.» Er würde die Mittel eher auf weniger Länder konzentrieren und sie mit Entgegenkommen bei Migrationsproblemen verknüpfen: «Wenn man kriminelle Algerier nicht nach Algerien zurückschicken kann, muss man weitere Entwicklungshilfe davon abhängig machen.» Dazu würde er auch nach Algerien reisen, um Zugeständnisse zu erwirken.

Im Gegensatz zur offiziellen FDP ist Maudet für die Rentenreform. Warum, will Christian Dorer wissen. «Ich bin wegen des Kollegialitätsprinzips dafür. Und weil die Wirtschaft in der Romandie voll und ganz dafür ist.» Es sei zwar ein schlechter Kompromiss. Aber nur wenn die Reform angenommen werde, könne man eine Neuauflage der Unternehmenssteuerreform angehen.

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