Es ist ein dicker Schinken: Über 300 Seiten lang ist der Bildungsbericht, den der Bund heute vorgestellt hat. Darin steht alles über den aktuellen Zustand und derzeitige Herausforderungen des Schweizer Bildungswesens – aufgeteilt in über 500 Themen.
Geschrieben hat den Monster-Bericht die Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) im Auftrag von Bund und Kantonen. An einer Medienkonferenz nahmen Bildungsminister Johann Schneider-Ammann und Silvia Steiner (ZH), Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), heute Stellung zum Bericht und dessen Ergebnissen.
Ein Volk von Akademikern
So zeigt der Bericht unter anderem auf, dass die Schweizer immer stärker ein Volk von Akademikern werden. Bis 2045 werden rund 60 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz einen tertiären Bildungsabschluss haben – also eine Hochschule absolviert oder eine höhere Berufsbildung hinter sich haben. 2015 waren es noch 40 Prozent.
Schneider-Ammann sieht diese Entwicklung kritisch. Die steigende Akademiker-Quote in der Schweiz sei «eine heikle Angelegenheit», sagt er. Viele Eltern bestünden heute darauf, dass ihre Kinder ins Gymi gehen – und keine Lehre machen. «Ich versuche ihnen klarzumachen, dass es keine Prestigefrage ist, ob der Sohn oder die Tochter ins Gymi geht oder nicht», so Schneider-Ammann.
Allerdings: Die steigende Zahl an Akademikern traf in der Vergangenheit in der Arbeitswelt auch auf eine grosse Nachfrage, betont SKBF-Direktor Stefan Wolter. Und die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner ist sich sicher, dass das künftig auch so bleiben wird. Insbesondere Fachhochschul-Absolventen würden gebraucht, sagt sie. Ein Studium sei wichtig, weil sich die Berufsbilder immer stärker verändern. So würden beispielsweise digitale Fähigkeiten immer wichtiger, um in der Berufswelt bestehen zu können.
Migration und Digitalisierung als Herausforderungen
Die Digitalisierung nennt der Bericht als eine von zwei grossen Herausforderungen für das Bildungswesen von heute. Die beliebteste Berufsausbildung bei Schweizer Jugendlichen – das KV – hat laut Steiner beispielsweise kaum Zukunftsperspektiven. «Das Berufsbild KV wird es in dieser Form in zehn Jahren wohl gar nicht mehr geben», prognostiziert Steiner.
Das Bildungswesen müsse sich deshalb überlegen, welche Kombinationen von Fähigkeiten in Zukunkt gefragt sein werden, sagt Wolter. «Damit der Mensch den Computer und nicht der Computer den Menschen brauchen kann».
Die zweite Herausforderung: Migration. Ein Drittel der 15- bis 17-Jährigen haben einen Migrationshintergrund, zeigt der Bericht auf. Das Ziel von Bund und Kantonen ist es, dass 95 Prozent der 25-Jährigen einen Sek-II-Abschluss haben. Während das Ziel bei Schweizern mit 94 Prozent schon fast erreicht ist, hinken junge Erwachsene, die im Ausland geboren worden sind, weit hinterher. Bei ihnen beträgt die Quote nur 73 Prozent.