Bündnis mit der AKP
Junge SVP paktiert mit Erdogan-Partei

Jung-SVPler haben sich in Polen mit anderen Rechtsparteien vernetzt. Im Bündnis mit dabei: Türkische Islamisten und Anhänger von Autokraten.
Publiziert: 24.10.2017 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:50 Uhr
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Treffen in Polen: Die SVP-Delegation diniert in Warschau.
Foto: ZVG
Fabian Eberhard

Sie tagten im Krasinski-Palast, einem Barockschloss im polnischen Warschau. Mehr als hundert Delegierte von nationalkonservativen Jungparteien aus ganz Europa trafen sich dort letzte Woche zu einem Vernetzungs- event. Mit dabei: eine Gruppe der Jungen SVP, darunter Vizepräsident Oliver Straub, Generalsekretär Andreas Gerber und Nils Fiechter, Co-Präsident der Berner Kantonalsektion.

Eingeladen haben die European Young Conservatives (EYC), ein Zusammenschluss rechter Jugendorganisationen. Als Gastgeber fungierte jene Partei, die Polen gerade zu einem autoritären Staat umbaut: die rechtskonservative PiS.

Mitglied bei den EYC ist auch die Jugend der AKP, der Islamistenpartei von Recep Tayyip Erdogan. Die jungen Türken sehen sich als Speerspitze im Kampf des Machthabers gegen seine politischen Gegner.

«Wir schlagen Gezi zu Brei»

Als im Sommer 2013 Hunderttausende gegen Erdogan und für die Rettung des Gezi-Parks im Istanbuler Stadtzentrum protestierten, marschierte der AKP-Nachwuchs durch die Strassen und skandierte: «Erdogan, gib uns den Weg frei, wir schlagen Gezi zu Brei.» Im September 2015 griff der Chef der AKP-Jugend zusammen mit einem bewaffneten Mob das Redaktionsgebäude der regierungskritischen Tageszeitung «Hürriyet» an.

Neben der Jungen SVP, der PiS und der AKP gehören dem Bündnis knapp zwei Dutzend weitere Jugendorganisationen an – darunter auch der Nachwuchs von Berlusconis Forza Italia und der britischen Konservativen.

Wieso vernetzt sich die Junge SVP ausgerechnet mit der Erdogan-Partei? Vom SonntagsBlick mit der Frage konfrontiert, wiegelt Präsident Benjamin Fischer ab: «Mit der AKP haben wir nichts zu tun.» Bei den Treffen gehe es um ­einen «Gedankenaustausch, mehr nicht».

Auch Vizepräsident Oliver Straub distanziert sich von der AKP: Er sei letzte Woche nach Polen gereist, weil «Warschau eine spannende Stadt ist». Ihm sei es um eine «Horizonterweiterung» gegangen und um zu sehen, «wie andere Jungparteien funktionieren».

Die European Young Conserva­tives sind seit Jahren der wichtigste Dachverband rechter Jugendparteien. Doch an der Mitgliedschaft von Erdogans AKP droht das Bündnis jetzt zu zerbrechen.

Die AfD ist schon ausgetreten

Vor wenigen Monaten trat die Jugend der Alternative für Deutschland (AfD) unter Protest aus der Organisation aus. Man könne nicht mit einer islamistischen Jugendgruppe kooperieren. Aus dem gleichen Grund hatten zuvor bereits Jungparteien aus Finnland und Estland ihren Austritt bekannt gegeben.

Die Jung-SVPler wollen vorerst dabeibleiben. Doch auch Präsident Benjamin Fischer kündigt an: «Wir überlegen uns ebenfalls ­einen Austritt auf nächstes Jahr.»

Er persönlich habe zwar noch nie an einem Treffen der EYC teilgenommen, wolle aber auch niemandem einen Austausch verbieten.

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