Herr Glarner, eine knappe Mehrheit der Bürger von Oberwil-Lieli steht auf Ihrer Seite – und will sich weiterhin freikaufen (BLICK berichtete). Statt Asylbewerber aufzunehmen. Sind Sie zufrieden?
Andreas Glarner: Ich habe erwartet, dass es knapp wird. Aber wir haben gewonnen. Und in einer Demokratie gibt es oft 49 Prozent Verlierer. Es ist ein Etappensieg – mehr nicht. An der Gemeindeversammlung im Juni geht die Diskussion weiter.
Vertreter der IG Solidarität sagen, dass sie den Entscheid akzeptieren und die Waffen strecken.
Wirklich? Da bin ich mir noch nicht sicher. Die haben sogar angetönt, dass sie eine Nachzählung verlangen. Bei nur 54 Stimmen Unterschied...
Was bedeutet der Entscheid für die Gemeinde?
Dass wir von Asylbewerbern verschont bleiben.
Das ist doch unmenschlich und egoistisch!
Ist es das? Es gibt Personen, die bezahlen eine Ersatzabgabe, damit sie keinen Feuerwehrdienst leisten müssen und wenn es brennt die Nachbarn um Hilfe rufen.
Können Sie die Kritik an Ihrer Asylpolitik ein wenig nachvollziehen?
Natürlich, ich habe sogar Verständnis dafür. Man kann mit Fug und Recht behaupten, jede Gemeinde solle Asylbewerber aufnehmen. Auch den Vorwurf, ich mache eine unmenschliche Politik kann ich akzeptieren.
Aber?
Die Mehrheit der Bevölkerung will keine Asylbewerber aufnehmen. Diesen Auftrag nehme ich als Gemeindeammann ernst.
Und bezahlen dafür jährlich 290'000 Franken.
Das kommt längerfristig billiger, als Asylbewerber aufzunehmen.
Sie haben massiv für Ihre Politik geweibelt – und nun verkaufen Sie es als Auftrag der Bürger. Das ist doch ein falsches Spiel!
Ich bin erfreut über den Entscheid. Es war aber schon immer klar, dass nicht die ganze Gemeinde hinter meiner Politik steht. Aber so ist es in einer Demokratie. Beide Lager haben gekämpft – jetzt müssen wir uns die Hände reichen.