BLICK analysiert das Handy von Ignazio Cassis
«Vielen Dank für diesen Tsunami»

Seit Mittwoch ist Ignazio Cassis Bundesrat. Ein Bild seines Handy-Bildschirms zeigt nicht nur viele Glückwünsche, sondern auch, weshalb der Mann prädestiniert dafür ist, in der Landesregierung zu sitzen.
Publiziert: 22.09.2017 um 02:03 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:46 Uhr
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Der neue Bundesrat Ignazio Cassis kann unmöglich wie hier mit FDP-Präsidentin Petra Gössi mit allen Gratulanten anstossen.
Foto: GABRIELE PUTZU
Fabian Vogt

Ignazio Cassis ist seit Mittwoch Bundesrat. Und damit der derzeit gefragteste Schweizer. Doch wie viel Aufmerksamkeit erhält ein solcher Mensch eigentlich? Via Twitter teilte der 56-Jährige seinen Hand-Screen und gibt damit eine Antwort: Sehr viel. 

1012 Emails, 496 SMS, 379 LinkedIn-Nachrichten, 251 WhatsApp und 132 Facebook-Nachrichten hat Cassis seit seiner Wahl erhalten, sowie einen Anruf. Kein Wunder, dass er nicht sämtliche Glückwünsche und die sicherlich gut gemeinten Ratschläge beantworten kann. Entschuldigend richtet er aus: «Vielen Dank für diesen Tsunami».

Der Handy-Screen von Cassis beweist aber nicht nur dessen derzeitige Popularität, sondern sagt daneben auch noch weitere Dinge über den Bundesrat aus. 

Der Handy-Bildschirm von Ignazio Cassis gibt mehr über den neuen Bundesrat preis, als dieser vermutlich ahnt.

Cassis ist ein Konservativer

Ignazio Cassis gibt sich gerne als liberaler Freisinniger. Sein Handy-Bildschirm beweist jedoch, dass der Tessiner mindestens auf gewissen Gebieten konservativ denkt. Wer beispielsweise 500 SMS erhält, wird selber auch fleissig welche schreiben. Zukunft hat das aber kaum, die Technologie hat auf Smartphones gerade bei jüngeren Leuten höchstens noch nostalgischen Wert. 

Auch bei seine App-Auswahl wird man das Gefühl nicht los, hier einen Bünzli-Schweizer vor sich zu haben. Bis auf wenige Ausnahmen hat Cassis Standard-Apps installiert. Immerhin: Auch der frühere Kantonsarzt hat erkannt, dass Apple Maps ziemlich unzuverlässig ist und deshalb Google Maps heruntergeladen. 

In einem anderen Bereich ist Cassis dafür fortschrittlicher als die meisten Schweizer: Seine App «Apple Home» ist eine Fernsteuerung für das sogenannte Smart Home, in dem von der Türklingel über die Temperatur bis zum Lichtschalter fast alles im Haus gesteuert werden kann. Damit der Bundesrat sein Domizil stets so vorfindet, wie es ihm gefällt.

Cassis ist kommunikativ und reisefreudig

Ganz einem Tessiner Klischee folgend, scheint Ignazio Cassis ein sehr kommunikativer Mensch zu sein. Das beweisen zum einen die über 2000 Nachrichten, die der Bundesrat seit seiner Wahl erhalten hat. Zudem haben es diverse Kommunikations-Apps auf seinen Start-Bildschirm geschafft und dort legt man ja in der Regel ab, was man oft braucht. Auffällig dabei ist, dass Cassis offenbar nicht gerne telefoniert. Nur einen Anruf in Abwesenheit hat er erhalten, viele Teenager würden bei einer solchen Statistik vermutlich in eine Lebenskrise geraten. 

Dass Cassis viel reist, ist bekannt. Unter der Woche ist der einstige Kantonsarzt in Bern zuhause, die Wochenende verbringt er mit seiner Frau im Tessin. Entsprechend haben es auch gleich zwei Reise-Apps auf sein Handy geschafft. Was allerdings merkwürdig ist: Uber ist sowohl in Bern wie auch im Tessin verboten. Entweder weiss Cassis etwas hinsichtlich einer allfälligen Uber-Deregulierung, oder er reist auch ansonsten sehr viel durch die Schweiz. Darauf würde auch die «SBB Business App» hindeuten, die auch die gesellige Seite des neuen Bundesrats beleuchtet. Mit dieser App kann Cassis nämlich für bis zu acht Mitreisende Tickets lösen. Wer den neuen Bundesrat einmal im Zug antrifft und sein Billet nicht gelöst hat, kann also sein Glück versuchen.

Die Analyse seines Handy-Bildschirms zeigt: Cassis ist genau das, was ein Bundesrat sein muss: Kommunikativ, gesellig und neuen Technologien gegenüber nicht abgeneigt. Nun muss er nur noch beweisen, dass er auch ein Land regieren kann. 

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