Besoffene werden immer gewalttätiger
Pöbeln! Schlagen! Grapschen!

Eine neue Studie des Bundesamts für Gesundheit zeigt: Junge Männer und Frauen sind stark von verbaler und physischer Gewalt betroffen. Die Täter: betrunkene Nachtschwärmer.
Publiziert: 19.05.2017 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:25 Uhr
Nico Menzato, Anja Zobrist

Flavia Weber (20) hat keine guten Erinnerungen an den Geburtstag einer Freundin Anfang Monat: «Eine Gruppe Typen hat uns primitiv angetanzt.» Obwohl sie und ihre drei Kolleginnen den Männern mehrfach klar zu verstehen gegeben haben, dass sie nicht interessiert seien, hätten diese nicht aufgehört. «Als wir gingen, sind sie uns noch nachgelaufen. Das war schon sehr bedrängend», erzählt die junge Frau aus Mettmenstetten ZH.

Was ist Alkohol?

Reden wir umgangssprachlich von «Alkohol», meinen wir damit den berauschenden Bestandteil alkoholischer Getränke.

Reiner Alkohol (Ethanol, C2H5OH) ist eine farblose Flüssigkeit, die bei der Vergärung kohlenhydrathaltiger Nahrungsmittel entsteht.

Ethanol
Ethanol
BLICK

Reden wir umgangssprachlich von «Alkohol», meinen wir damit den berauschenden Bestandteil alkoholischer Getränke.

Reiner Alkohol (Ethanol, C2H5OH) ist eine farblose Flüssigkeit, die bei der Vergärung kohlenhydrathaltiger Nahrungsmittel entsteht.

Geschichten wie jene von Flavia Weber können die meisten Jungen zu Dutzenden erzählen. Verbale und physische Gewalt, die von Betrunkenen ausgeht, gehört für sie zum Nachtleben wie das Tonic in den Gin. Genau das zeigt auch die unveröffentlichte Studie «Schäden durch alkoholisierte Dritte» des Bundesamts für Gesundheit (BAG).

Zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung wurden in den letzten zwölf Monaten Opfer verbaler Aggression. Die Täter: alkoholisierte Unbekannte. Vier Jahre zuvor waren es erst 8,6 Prozent, wie die BAG-Studie auflistet. Weitere 5,8 Prozent der Befragten berichteten sogar von körperlichen Übergriffen durch Betrunkene. Dies allein im öffentlichen Raum, die häusliche Gewalt ist nicht mitgezählt.

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Attacken und Anmache unter Alkoholeinfluss nehmen zu. Hauptopfer sind Jugendliche und Frauen.
Foto: ULLSTEIN BILD

Je jünger die Personen, desto öfter werden sie von pöbelnden Betrunkenen attackiert. So gibt fast jede und jeder Fünfte zwischen 15 und 24 Jahren an, im letzten Jahr mindestens einmal Opfer einer Pöbelei geworden zu sein, in der Alkohol eine Rolle spielte. Bei den Mittelalterlichen ist es noch gut jeder Zehnte. Bei den Pensionierten scheint das Problem quasi inexistent.

Auch unter körperlicher Gewalt leidet die Gruppe der jungen Erwachsenen am stärksten. Die meisten berichteten von betrunkenen Personen, die sie geschubst oder sonst wie drangsaliert hätten. Jeder Zehnte, der körperliche Gewalt erleiden musste, wurde mit der Faust geschlagen. Etwa gleich viele wurden bedroht. Die Täter sind zu über 90 Prozent Männer.

Selbst Polizisten werden zur Zielscheibe. Die Studienresultate sind für Max Hofmann, Generalsekretär des Schweizer Polizeibeamtenverbandes (VSPB), darum gut nachvollziehbar: «Alkohol senkt die Hemmschwelle.

Auch Polizisten werden dadurch rasch zu Opfern von Pöbeleien – gerade von Gruppen alkoholisierter Männer.» Promille-Pöbler machten die Arbeit sehr viel schwieriger, sagt Hofmann: «Wenn wir zu einem Unfallort kommen und uns zuerst mit ein paar unbeteiligten Betrunkenen herumschlagen müssen, leidet die eigentliche Aufgabe der Polizei.»

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Welche gesundheitliche Konsequenzen kann Alkoholismus haben?

Tony Schmid (21) hat viele schlechte Erfahrungen gemacht. Es passiere immer am späteren Abend, wenn schon viel Alkohol geflossen sei. «Dann trauen sich die Leute und reissen blöde Sprüche oder werfen einem Flaschen nach», erzählt der junge Mann aus Morschach SZ. Er versuche, solche Provokationen konsequent zu ignorieren.

Pöbeln, schlagen, drohen, grapschen – das ist die Speerspitze der Gewalt von betrunkenen Personen. Von ihnen belästigt fühlte sich im letzten Jahr aber fast die Hälfte aller Bewohner der Schweiz.

13 Prozent – mehrheitlich Frauen – gaben an, mindestens einmal Angst auf der Strasse gehabt zu haben. Und 22 Prozent litten indirekt: Sie wurden wegen des nächtliches Radaus aus dem Schlaf gerissen.

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