Berner Regierungsrätin Beatrice Simon will in den Ständerat
Die Retterin der BDP

Heute gab die Berner BDP-Regierungsrätin Beatrice Simon bekannt, dass sie sich für ihre Partei als Ständeratskandidatin aufstellen lassen möchte. Damit sichert sie der Kleinpartei das Überleben.
Publiziert: 11.01.2019 um 01:24 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2019 um 10:25 Uhr
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Nach langer Bedenkzeit: Die Berner Finanzdirektorin Beatrice Simon stellt sich in den Dienst ihrer Partei. Sie will fürs Stöckli kandidieren und so den einzigen Ständeratssitz der BDP sichern.
Foto: zvg
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Der Berner Ständerat Werner Luginbühl (61) verzichtet im Herbst auf eine weitere Kandidatur. Er sagte heute an einer Pressekonferenz, er sei der Auffassung, in der Politik brauche es ab und zu frischen Wind.

Dafür steigt jetzt die Berner Finanzdirektorin Beatrice Simon (58) ins Rennen, wie sie BLICK-Recherchen bestätigte. Es gilt als sicher, dass die Regierungsrätin den Ständeratssitz der BDP verteidigen kann. Auch für den Nationalrat dürfte Simon kandidieren. 

Damit kann die BDP davon ausgehen, dass sie im Kanton Bern zwei ihrer Sitze oder allenfalls sogar alle drei ins Trockene bringt. Weil die Bevölkerung im Kanton Bern aber langsamer wächst als in anderen Kantonen, verliert Bern für die Wahlen 2019 einen Nationalratssitz – womit nur noch 24 verbleiben. Was die Sitzverteidigung zusätzlich erschwert.

SVP wollte in Bern ins Stöckli

Umso wichtiger ist es, dass die Berner BDP Simon als Zugpferd in die Parlamentswahlen schicken kann. Man bekniete Simon denn auch wochenlang, sie möge doch antreten. 

Denn SVP-Schweiz-Chef Albert Rösti (51) schielt schon länger auf diesen Ständeratssitz. Für ihn war längst klar: Tritt Luginbühl ab, kann er sich nicht nur im Aargau und in Luzern, sondern auch in seinem Heimatkanton Bern gute Chancen auf einen Sitzgewinn für seine Partei ausrechnen – ausser eben, wenn Regierungsrätin Simon ihm einen Strich durch die Rechnung macht. 

Beobachter gingen stets davon aus, dass die SVP mit Nationalrat Andreas Aebi (60) angetreten wäre, falls Simon abgesagt hätte. Da Simon nun aber kommt, könnte sich SVP-Kantonalpräsident Werner Salzmann (56) genötigt sehen, anzutreten. Einfach, um den Sitz nicht kampflos der BDP zu überlassen. Die bernische SVP entscheidet am kommenden Montagabend, mit wem sie in die Wahlen in die Kleine Kammer steigt.

Laut Ringier-Wahlkompass halbiert sich die BDP

Gemäss dem Ringier-Wahlkompass, den Gfs.bern Anfang Oktober 2018 im Auftrag von BLICK und «Le Temps» erstellt hatte, droht der BDP bei den Wahlen diesen Herbst ein Absturz: Vier Jahre nach dem Rücktritt von alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (62) könnte sie von 4,1 auf 2 Prozent Wähleranteil zurückfallen.

Rechnet man aber in Sitzen, sieht es für die BDP nun nicht mehr so schlecht aus: Fünf Nationalratsmandate braucht die Kleinpartei, um im Parlament eine eigene Fraktion bilden zu können. Derzeit hat die BDP sieben Nationalräte. Und es sieht danach aus, als ob der Sitz des Aargauer Nationalrats Bernhard Guhl (46) und der Berner Sitz von Heinz Siegenthaler (63) gefährdet sein könnten. 

Ohne die Unterstützung Simons hätte die BDP in Bern gar der Verlust von zwei Sitzen gedroht. Und mit insgesamt drei Verlusten und ohne Sitzgewinn hätte die Kleinpartei keine Fraktionsstärke mehr gehabt. Das hätte für die Partei rasch existenzbedrohend werden können.

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