Er war als SVP-Präsident erfolgreich und führte seine Partei 2015 zu einem historischen Wahlrekord von 29,4 Prozent: Toni Brunner (45). Nach seinem Rücktritt 2018 aus dem Nationalrat wurde es ruhiger um ihn.
Doch nun ist er wieder in Bundesbern unterwegs. Seine Mission: Bauer sucht Bauer! Der St. Galler Landwirt soll den Schwyzer Bauern Marcel Dettling (39) von einer Kandidatur für den SVP-Chefposten überzeugen.
Denn Nationalrat Dettling, der mit Brunners Lebenspartnerin und Nationalrätin Esther Friedli (42, SG) die Kampagne für die Begrenzungs-Initiative führt, gilt vielen innerhalb der SVP als Wunschkandidat. Als «gmögier Cheib» und «neuer Toni Brunner», der die Partei wieder auf Vordermann bringt. Und vor allem gilt er auch als Wunschkandidat von SVP-Doyen Christoph Blocher (79).
Beizentour bis spät nach Mitternacht
Brunner, der Dettling bereits den Weg in die wichtige Wirtschaftskommission geebnet hat, sollte den widerspenstigen Schwyzer zur Räson bringen. Und gab Vollgas. Letzten Montag wurde Dettling von der SVP-Findungskommission angehört, zu der auch Brunner zählt.
Doch danach ging es noch auf eine Beizentour durch Bern – bis spät nach Mitternacht. Auch dort wurde Dettling von Brunner weiter bearbeitet. Die Tour soll erst um halb vier Uhr morgens geendet haben, wird kolportiert. Neben Brunner war auch SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (41) mit von der Partie.
Dettling winkt ab
Allerdings: Brunners Mission scheint eine «Mission impossible» zu sein. Denn Dettling sagt praktisch ab. «Ich habe an der Anhörung teilgenommen, und es gab auch tatsächlich Verbesserungs- und Entlastungsvorschläge», sagt er zu BLICK.
An der Ausgangslage habe sich für ihn aber nichts geändert. «Es gab keinen springenden Punkt, der den Ausschlag für eine Kandidatur gegeben hätte.» Das Amt sei schwer mit Beruf und Familie – er ist Vater von drei kleinen Kindern – zu vereinbaren. «Die Familie ist für mich zentral», so Dettling. Zudem ist er erst seit 2019 Präsident des Schweizer Kälbermästerverbands. «Das will ich nicht schon wieder aufgeben.»
Für Dettling ist deshalb klar: «Ich werde zwar noch einmal darüber schlafen, aber eine Kandidatur fürs SVP-Präsidium kommt für mich tendenziell nicht in Frage.»
Weitere Anwärter bleiben im Rennen
Damit bleibt das Rennen weiterhin offen. Bisher einziger offizieller Kandidat ist der Zürcher Nationalrat Alfred Heer (58), der von seiner Kantonalpartei nominiert wurde. Er hat der Findungskommission unter alt Nationalrat Caspar Baader (66, BL) bereits ein Konzept präsentiert. «Ich reisse mich nicht um den Posten», relativiert er aber. «Denn besser wäre ein jüngerer Präsident oder eine jüngere Präsidentin – mit 58 bin ich eigentlich zu alt.»
In den letzten Tagen haben Baader und Co. noch weitere mögliche Anwärter angehört. Darunter auch die Ständeräte Werner Salzmann (57, BE) und Marco Chiesa (45, TI) oder die Nationalräte Andreas Glarner (57, AG) und Franz Grüter (56, LU).
«Ich stehe nur als Vizepräsident zur Verfügung», macht Grüter klar. Auch der aktuelle Vize Chiesa winkt ab: «Die Zeit ist noch nicht reif für einen Tessiner. Es braucht einen Deutschschweizer als Präsidenten, um die Partei wieder auf Erfolgskurs zu bringen.»
Salzmann rückt in Pole-Position
Glarner hingegen lässt eine Kandidatur weiterhin offen. «Ich bin bereit, wenn es mich braucht. Aber nur, wenn ich auch zumindest vorübergehend Präsident der Aargauer Kantonalpartei bleiben kann.»
Salzmann hingegen schweigt zu seinen Ambitionen und verweist auf die Findungskommission. Diese werde zu gegebener Zeit entscheiden. Ein klares Zeichen, dass er den Chefposten will.
Verzichtet Dettling definitiv, rückt Salzmann in die Pole-Position. Und Brunners Mission «Bauer sucht Bauer» würde zumindest halbwegs erfüllt. Denn Salzmann ist diplomierter Landwirt und arbeitet als Chefexperte Landwirtschaft in der kantonalen Steuerverwaltung.