Ärger um «Cervelat-Verbot» im Aargau
Schüren Sie Muslim-Hass, Herr Glarner?

Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner berichtet von einem Cervelat-Verbot für Schweizer Kinder wegen muslimischer Familien. Die Nachricht geht viral. Doch stimmt sie überhaupt?
Publiziert: 04.07.2018 um 11:04 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 15:55 Uhr
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Die Schweizer Nationalwurst enthält Schweinefleisch und dürfte deshalb nicht auf dem selben Grill liegen wie das Essen muslimischer Kinder.
Foto: Keystone

Auf dem Handy von SVP-Nationalrat Andreas Glarner (55) ploppt derzeit fast im Minutentakt eine neue Nachricht auf. Ein Facebook-Post des Aargauer Nationalrats sorgt für Aufregung. Im Post, der schon über 4000-mal geteilt wurde, schreibt er von einem angeblichen Cervelat-Verbot für Schweizer Kinder – wegen muslimischer Familien.

Vom Vorfall berichtet hat ihm eine Mutter gestern per Telefon. «Mit tränenerstickter Stimme» habe sie ihm erzählt, dass ihre Kinder an einen Vereins-Anlass «in einer kleineren Aargauer Gemeinde» keine Cervelats mitbringen dürften. Der Grund: Die Schweizer Nationalwurst enthält Schweinefleisch und dürfte deshalb nicht auf dem selben Grill liegen wie das Essen muslimischer Kinder. Sonst würden diese nicht am Fest teilnehmen, soll die Leiterin der Mutter gesagt haben. Alternativ sei der Frau vorgeschlagen worden, einen eigenen Grill für die Würste mitzubringen. 

Ob die Geschichte stimmt?

Überprüfen lässt sich die Geschichte nicht. Glarner selbst weiss nicht, in welcher Gemeinde sich der Fall zugetragen haben soll. Der Mutter sei Vertraulichkeit sehr wichtig, sagt er. Deshalb habe er das gar nicht wissen wollen.

Zwischen den Hunderten empörten Kommentaren auf Facebook werfen zahlreiche kritische Stimmen Glarner deshalb vor, nicht verifizierte Informationen unverantwortlich weiterzuverbreiten – und damit Hetze gegen Muslime zu betreiben. Doch Glarner winkt ab. «Wenn mich eine Mutter mit tränenerstickter Stimme anruft, dann glaube ich ihr, was sie sagt. Sie war so entrüstet, das muss stimmen», findet er. 

Glarner wehrt sich gegen den Vorwurf, Fake News zu verbreiten. Er habe der Frau versprochen, sie zu schützen, sagt er.
Foto: Screenshot Facebook

«Das geht zu weit!»

Ihn habe die Geschichte so empört, dass er sie einfach habe veröffentlichen müssen. «Man soll niemanden dazu zwingen, etwas zu essen, was er wegen seines Glaubens nicht darf. Aber dass man Kindern verbietet, Würste zu essen, geht zu weit», sagt Glarner. Zahlreiche Personen hätten sich seither bei ihm gemeldet und von ähnlichen Vorfällen berichtet. «Offenbar ist das kein Einzelfall!» (lha)

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