Ein Kuss muss nicht automatisch zu Geschlechtsverkehr führen. Nicht jede leicht bekleidete Frau will gleich Sex. Und das von der Werbung gezeichnet Frauenbild hat nicht viel mit der Realität zu tun: In Kursen klärt Norwegen seine Asylsuchenden über die westliche Sexualmoral auf – und will damit Vergewaltigungen vorbeugen.
«Wir vermitteln Prinzipien, die für andere Kulturkreise vielleicht ungewohnt sind», sagt Linda Hagen zur «NZZ am Sonntag». Sie ist Bildungsverantwortliche bei der Firma Hero, die 34 Asylunterkünfte führt. Schwierig sei, dass sich Einwanderer als potenzielle Kriminelle geächtet fühlten, so Hagen. Zeigefinger-Mentalität nütze darum nichts.
Inzwischen fordern auch dänische Politiker von links bis rechts solche Kurse. In beiden Ländern sind Ausländer überproportional an Vergewaltigungen beteiligt. Ob es sich dabei um Asylsuchende handelt, ist unklar.
Auch in der Schweiz stösst das norwegische Modell auf Anklang. «Es ist eine gute Idee, dass man jungen Männern Elementares über unsere Kultur vermittelt», sagt Nationalrätin Silvia Schenker (SP/BS) zu BLICK. Sie arbeitet als Sozialarbeiterin bei der Vormundschaftsbehörde Basel-Stadt. «Viele Flüchtlinge kommen aus Ländern mit einem anderen Frauenbild. Kurse sind da hilfreich und könnten auch bei uns nicht schaden», sagt Schenker.
Opposition kommt, im Gegensatz zu Dänemark, von rechts: «Solche Sexualkundekurse blähen unsere Sozialindustrie weiter auf», sagt Nationalrat Alfred Heer (SVP/ZH). «Besser ist es, von Anfang an weniger Migranten ins Land zu lassen. Europa wird noch daran verrecken.»
Seinen Ursprung hat der Aufklärungsunterricht in der norwegischen Stadt Stavanger. 2011 wurden dort Asylbewerber für eine Reihe von Vergewaltigungen verantwortlich gemacht.