An den Herd oder auf die Strasse?
Zoff um Männer am Frauenstreik

Zank statt Solidarität: Bei den Frauen herrscht Uneinigkeit, welche Rolle die Männer am Frauenstreik spielen sollen. Die einen fordern Männer auf, mitzustreiken und an Demos teilzunehmen. Andere wollen die Männer von der Strasse verbannen – um den Haushalt zu machen.
Publiziert: 11.05.2019 um 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2019 um 10:37 Uhr
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SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen findet: «Im Vordergrund steht für die Männer wohl weniger das Marschieren auf der Strasse.»
Foto: Blick
Nico Menzato und Cinzia Venafro

Der 14. Juni wird zum grossen Protesttag. Mit Streiks, Demos und Aktionen wollen tausende Frauen lauthals fordern, dass Gleichstellung endlich zur Tatsache wird.

Doch gut fünf Wochen vor dem grossen Frauenstreik gibts Zoff. Unter den verschiedenen regionalen Komitees und linken Politikerinnen herrscht Uneinigkeit – ausgerechnet in der Frage, welche Rolle die Männer am Tag des Frauenstreiks spielen sollen.

«Männer sollen waschen und WC putzen»

Einzelne Komitees fordern, dass einzig Frauen mitmachen dürfen – Männer hätten an diesem Tag in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. So sagte etwa Manuela Honegger (38), Mitglied des nationalen Komitees Frauenstreik, in den Westschweizer Medien: «Männer sollen Kinder hüten, den Haushalt machen, waschen, sich um die Alten und Kranken kümmern und Büro-WCs putzen.»

Auch der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) will keine Männer auf der Strasse sehen: «Die Männer sind aufgerufen, sich mit dem Frauenstreik zu solidarisieren und ihn zu unterstützen, indem sie alles dafür tun, den Frauen die Teilnahme am Streik zu ermöglichen», heisst es auf ihrer Homepage. SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (40) schlägt in die gleiche Kerbe. «Im Vordergrund steht für die Männer wohl weniger das Marschieren auf der Strasse», so die Bernerin. Die Möglichkeiten für Männer, die Frauen am Frauenstreik zu unterstützen, seien aber vielfältig.

«Männer sind sehr willkommen»

Anders tönt es bei ihrer Berner Nationalratskollegin Regula Rytz (57). «An den Demonstrationen und an Aktionen auf der Strasse sind die Männer sehr willkommen», sagt die Präsidentin der Grünen. Streiken jedoch sollen laut Rytz wie beim Frauenstreik 1991 nur die Frauen.

Die grüne Nationalrätin Sibel Arslan (38) wiederum fordert auch Männer zu Streiks auf: «Die Männer sollen mitstreiken, mitmarschieren oder sich sonst irgendwie mit dem Frauenstreik solidarisieren dürfen.» Die Baslerin bittet die Männer einzig darum, auch ein Nein zu akzeptieren. Es werde sehr viele verschiedene Streik-Aktionen geben. Wenn an einigen keine Männer dabei sein dürfen, solle dies akzeptiert werden.

Männer sind verunsichert

Ja, ein wenig oder gar nicht – Männer, die am Frauenstreik gerne auf die Strasse gehen würden, sind verunsichert, ob das überhaupt gewünscht ist. Für Markus Annaheim (44) wäre eine aktive Beteiligung eine Selbstverständlichkeit: «Der Tag heisst zwar Frauenstreik, aber wir als Gesellschaft müssen für einen längst fälligen Wandel streiken. Das ist eine Sache, die uns alle angeht», sagt der Co-Präsident der Geschlechter-Kommission der SP des Kantons Zürich. Alle fortschrittlichen Paare würden durch den allfälligen Männerbann am Frauenstreik zu Unrecht ausgeschlossen.

Annaheims Mission am Frauenstreik: Er will mit Plakaten auf Geschlechterstereotypen hinweisen. «Ein Bub ist stark und weint nicht, ein Mädchen lächelt hübsch und ist genügsam: Das darf nicht mehr sein. Dagegen müssen sich Männer und Frauen auflehnen. Denn leiden tun letzten Endes alle Geschlechter.» Ob er dies darf, ist ungewiss.

Männer sollen Verunsicherung spüren

Auch Fabian Mollina (28) hat den 14. Juni dick in seiner Agenda angestrichen. Was er an diesem Tag jedoch genau macht, steht in den Sternen. Er werde sicherlich solidarisch mitstreiken. Ob am Umzug oder mit einer anderen Aufgabe – das sei noch offen, so der SP-Nationalrat. «Ob die Männer an den eigentlichen Streiks teilnehmen sollen, müssen die kantonalen Frauenkollektive entscheiden.»

Es bleibt für viele Männer also unklar, ob und wo sie am 14. Juni willkommen sind. Was eine gute Erfahrung sei, wie Molina meint: «Es tut den Männern doch gut, dass für einmal sie eine grosse Unsicherheit spüren. Diese Erfahrungen machen ja sonst meist die Frauen.»

Wieso Frauen* und nicht Frauen?

«Frauen*streik»: So heisst der Protesttag am 14. Juni. Wieso aber das Sternchen? Die Organisatoren wollen damit alle Menschen ansprechen, die sich als Frauen definieren, also auch trans- und intersexuelle Personen. In der französischen Sprache ist ein solche Kunstgriff nicht nötig: In der Romandie heisst der Tag schlicht und einfach «grève féministe».

«Frauen*streik»: So heisst der Protesttag am 14. Juni. Wieso aber das Sternchen? Die Organisatoren wollen damit alle Menschen ansprechen, die sich als Frauen definieren, also auch trans- und intersexuelle Personen. In der französischen Sprache ist ein solche Kunstgriff nicht nötig: In der Romandie heisst der Tag schlicht und einfach «grève féministe».

Das läuft am 14. Juni – und schon jetzt

Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.

Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.

Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»

In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.

Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/

Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.

Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.

Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»

In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.

Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/

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