Corona-Wirrwarr wird noch grösser!
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Behörden-Empfehlungen:Corona-Wirrwarr wird noch grösser!

Alle handhaben Behörden-Empfehlungen anders
Corona-Wirrwarr wird noch grösser!

Neue Richtlinien sollten dafür sorgen, dass alle Kantone gleiche Regeln im Kampf gegen das Coronavirus anwenden. Doch das entpuppt sich schon am Tag danach als leere Hoffnung.
Publiziert: 05.03.2020 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2020 um 11:08 Uhr
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Muss das Kino leer bleiben? Die Antwort fiel von Kanton zu Kanton unterschiedlich aus. Bund und Kantone wollten daher einheitliche Regeln.
Foto: Keystone
Sermîn Faki, Daniel Ballmer, Nico Menzato

Schluss mit dem Flickenteppich! Mit diesem Vorhaben reisten Kantonsvertreter am Mittwoch nach Bern, um sich auf einheitliche Regeln zum Schutz vor dem Coronavirus zu einigen. Zwar hatte der Bundesrat bereits Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern verboten. Doch bei kleineren Events trat der Kantönligeist in seiner schönsten Form zutage. So galt in Basel-Stadt eine Bewilligungspflicht für Anlässe ab 200 Personen, Zürich kannte keine Regeln.

Um sich auf gemeinsame Leitlinien zu verständigen, bekamen die Kantone die Vorschläge dazu drei Tage im Voraus. Die Sitzung am Mittwochabend sollte dann der Kommunikationsvorbereitung dienen.

Und die Fasnacht!

Doch das Treffen lief aus dem Ruder. Einzelne Gesundheitsdirektoren wussten nicht einmal, worum es ging. Andere wollten noch mal alles von vorn diskutieren, und der Basler Regierungsrat Lukas Engelberger (44, CVP) erinnerte bei jeder Gelegenheit daran, dass er die Fasnacht hatte absagen müssen. Da sollten andere Kantone bitte schön ebenso grosse Opfer erbringen.

Doch mit der Opferbereitschaft ist es nicht weit her. Zwar einigten sich Bund und Kantone darauf, dass Veranstaltungen ab 150 Personen eine Risikoabwägung durchlaufen müssen. Fragt man in Zürich, St. Gallen oder dem Aargau aber nach, wie das konkret passiert, zeigt sich: Jeder wurstelt weiter wie bisher.

Zürich empfiehlt nur

Die Zürcher Gesundheitsdirektion sagt gar offen, dass sie gar nicht alle Veranstaltungen kontrollieren könne. Sie beschränkt sich auf «Empfehlungen». Etwa diejenige, auf «Veranstaltungen mit vielen Personen in engem körperlichem Kontakt in geschlossenen Räumen» zu verzichten. Ob sich ein Club daran hält, schert Regierungsrätin Natalie Rickli (43, SVP) nicht.

Der Aargau nimmt es genauer: Der Kantonsärztliche Dienst muss alle Veranstaltungen bewilligen. 865 wurden genehmigt, acht nicht, weil sie zu gross waren oder die nötigen Hygienemassnahmen nicht sicherstellen konnten.

Basel bleibt bei 200er-Grenze

Auch in Basel-Stadt brauchen Veranstaltungen eine Genehmigung durch den Kanton. Aber weiterhin erst ab 200 Leuten. Sich den neuen Leitlinien anzupassen und die Zahl auf 150 zu senken, daran denkt Basel nicht. Schliesslich musste man schon die Fasnacht absagen.

In St. Gallen und dem Thurgau müssen Organisatoren in einem Online-Formular Angaben zum geplanten Event machen. Und dann? Dann wägt der Kanton das Risiko ab und gibt eine Empfehlung heraus. Ähnlich läuft es in Bern, wobei sich Veranstalter bei einer Hotline melden müssen. Diese könne «infolge zahlreicher Anrufe» überlastet sein.

Eine Beschreibung, die auch auf die Kantone zutrifft.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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