Von einigen geliebt, von vielen gehasst: Alice Weidel (40) ist eine der umstrittensten Politikerinnen Deutschlands. Schon seit vielen Jahren hat die Frontfrau der rechtspopulistischen AfD ihren Zweitwohnsitz in der Schweiz. Erst in Biel, lebt Weidel mit ihrer Lebenspartnerin und zwei Söhnen seit Ende 2018 in Einsiedeln SZ, wie BLICK jüngst berichtet hat.
Von Kindern angefeindet
Im Interview mit der «Weltwoche» äussert sie sich nun ausführlich zu den Gründen, die sie und ihre Familie im vergangenen Jahr zum Umzug bewogen hatten. Weidel, die im deutschen Bundestag und in Medien gegen Muslime hetzt und die politischen Gegner verunglimpft, nutzt das fünfseitige Interview, um zu klagen, wie sie selbst zur Zielscheibe von Hass geworden ist.
Ursprünglich war die AfD-Frau mit ihrer Familie nach Biel gezogen, weil Weidels Lebenspartnerin, eine Filmproduzentin mit sri-lankischen Wurzeln, dort aufgewachsen ist. Als bekannt wurde, dass Weidel für die AfD politisiert, habe sich der Freundeskreis zunehmend von ihnen abgewandt, klagt sie. Der ältere Sohn habe «plötzlich niemanden mehr zum Spielen» gehabt. «Irgendwann erlaubten die linksliberalen Demokraten ihren Kindern nicht mehr, zu uns zu kommen», ätzt sie.
Auslöser für den Wohnort-Wechsel sei schliesslich eine Begebenheit in den Strassen von Biel gewesen. Weidel – die in Deutschland nur in Begleitung von Sicherheitspersonal unterwegs ist – erzählt, dass sie auf dem Heimweg von der Kita von Eltern beleidigt worden sei, ja selbst von deren Kindern. Letztere seien ihr mit dem Velo hinterhergefahren «und riefen: ‹Scheiss-Weidel›, ‹Scheiss-AfD›, ‹Scheiss-Nazi›».
Als sie zu Hause ankam, habe sie sofort ihre Lebenspartnerin angerufen und ihr gesagt, sie müssten wegziehen, «bevor unser Ältester eingeschult wird». Auch am neuen Wohnort ist Weidel nach eigenen Angaben mit Hass konfrontiert. Als bekannt geworden ist, in welcher Ortschaft sie lebt, habe sie Drohungen erhalten.
«Beide Kinder haben Kontakt zu Vätern»
Gegenüber der «Weltwoche» spricht die AfD-Frau, die sonst praktisch nichts von ihrem Privatleben preisgibt, zudem über ihr Leben als lesbische Mutter. «Bei uns haben die Kinder beide Kontakt zu ihren Vätern», sagt Weidel. Denn sie sei überzeugt, dass man den Kindern sagen müsse, wo sie herkämen.
Dass Kinder die leibliche Mutter und den leiblichen Vater kennen, sei «eminent wichtig». Deshalb sei es für sie und ihre Partnerin nie in Frage gekommen, eine Samenspende über eine anonyme Samenbank zu erhalten.
Bei Kritik rastete sie aus
Als Lesbe habe sie innerhalb der Partei bis heute mit Anfeindungen zu kämpfen, regt sie sich auf. Als sie im deutschen Bundesland Baden-Württemberg 2016 zum ersten Mal kandidiert habe, habe der damalige rechte Parteiflügel gegen sie mobil gemacht, weil sie nicht «das konservative Familienbild» repräsentiere.
Auf die Nachfrage, wie sie darauf reagiert habe, sagt Weidel: «Ich wurde Gott sei Dank darauf angesprochen, am Tag der Wahl, auf der Toilette. Ich kann ziemlich laut werden. Dieser Frau habe ich deutlich meine Meinung gesagt. Danach war sie möglicherweise eine zeitlang taub.» (lha)