Zumindest im Vergleich zur deutschen ARD
So günstig ist unser Fernsehen

Oft wird dem Schweizer Fernsehen vorgeworfen, es produziere zu teuer – vor allem in der Unterhaltung. Ein Vergleich mit der ARD zeigt, dass dem in den meisten Fällen nicht so ist.
Publiziert: 13.09.2017 um 19:54 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:05 Uhr
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Kurt Aeschbachers Talksendung läuft jeweils am Sonntagabend. Eine Folge kostet 54'000 Franken.
Foto: SRF
Jean-Claude Galli/Peter Padrutt

Nach dem SRF hat nun auch die ARD gestern erstmals die Kosten für ihre Sendungen offengelegt. Schon der erste Blick zeigt: Vergleichbare Sendungen werden beim Schweizer Fernsehen deutlich billiger produziert. Diese Zahlen sind deshalb von Interesse, weil sie einen weiteren Aspekt in der laufenden Billag-Diskussion beleuchten.

Die News-Flaggschiffe der ARD – «Tagesschau», «Tages­themen» und «Nachtmagazin» – schlagen mit umgerechnet rund 2100 Franken pro Erstsendeminute zu Buche. Eine «Tagesschau»-Ausgabe kostet 31'300 Franken, die «Tagesthemen» 62'600 Franken pro Ausgabe.

900 Franken pro Newsminute

Laut BLICK-Recherchen machts SRF deutlich billiger: Am Leutschenbach ist das Hintergrundmagazin «10 vor 10»  zwar kostspieliger – fast doppelt so teuer wie die klassische Newssendung um halb acht. Aber zusammengenommen beläuft sich eine Sendeminute bei «Tagesschau» und «10 vor 10» im Schnitt auf 900 Franken.

Jährlich investiert SRF 56,8 Millionen Franken in die tagesaktuellen Nachrichtensendungen. «SRF unternimmt laufend alles, um so effizient wie möglich zu arbeiten. Mehrere neu­trale Stellen attestieren der SRG einen sorgsamen Umgang mit Gebührengeldern», sagt SRF-Sprecher Stefan Wyss.

Kosten kräftig gesenkt

Noch deutlicher ist der Unterschied in der Abendunterhaltung. Eine Ausgabe von «Verstehen Sie Spass?» verschlingt die stolze Summe von knapp 1,4 Millionen Franken. Showreihen wie «Die grössten Schweizer Talente», «Happy Day» oder «SRF bi de Lüt – Feste» kosten durchschnittlich 591'000 Franken pro Folge.

Die Kosten für einmalige Happenings wie «Viva Volks­musik», «Kilchspergers Jass-Show» oder «Jetzt oder nie – Lebe deinen Traum» liegen im Schnitt bei 512'000 Franken.

Die SRF-Unterhaltung hat die Produktionskosten in den letzten Jahren sogar kräftig gesenkt: 2015 wies man für «Happy Day» noch 817'000 Franken aus. Stefan Wyss: «Das Bundesamt für Kommunikation hat 2016 nach eingehender Überprüfung festgestellt, dass die SRG mit ihren Mitteln wirtschaftlich und sorgfältig umgeht und dass sie über moderne und effiziente Steuerungselemente verfügt.»

Nur der «Tatort» ist teurer

Klar: Die ARD kann mit der viel grösseren Kelle anrichten, denn sie verfügt zusammen mit dem ZDF über einen mit acht Milliarden Euro gefüllten Gebührentopf. Auch sind die Personalkosten dank tieferen Löhnen günstiger.

Das zeigt sich zum Beispiel bei der «Tatort»-Herstellung. So kostet eine deutsche Episode im Schnitt 1,6 Millionen Franken, eine Schweizer Folge hingegen 2,1 Millionen Franken. Allerdings: Manche deutsche Folgen sind deutlich teurer als jene von SRF, andere dafür Billig-Produktionen.

Die Kosten für eine Talkshow wie jene von Anne Will (51), in der am Sonntagabend aktuelle politische Themen diskutiert werden, belaufen sich auf umgerechnet geschätzte 318'000 Franken pro Sendung.

Roger Schawinski (72) macht es im Vergleich dazu für einen Discount-Preis. Eine Ausgabe seines Polit-Talks «Schawinski» kostet 14'000 Franken. Bei «Aeschbacher» sind es 54'000 Franken. Ausgesprochen günstig ist der «Club» mit 25'000 Franken pro Sendung.

ARD: Was heisst das eigentlich?

1950 gegründet, ist ARD ursprünglich das Kürzel für «Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland». Die neun Landesrundfunkanstalten haben rund 23'000 fest angestellte Mitarbeiter, sie verantworten elf TV- und 55 Radioprogramme, unterhalten 16 Orchester und 8 Chöre. Das Jahresbudget beträgt rund 6,3 Milliarden Euro. 

1950 gegründet, ist ARD ursprünglich das Kürzel für «Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland». Die neun Landesrundfunkanstalten haben rund 23'000 fest angestellte Mitarbeiter, sie verantworten elf TV- und 55 Radioprogramme, unterhalten 16 Orchester und 8 Chöre. Das Jahresbudget beträgt rund 6,3 Milliarden Euro. 

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