Unter den Trauergästen waren Staatspräsident Andrzej Duda, Solidarnosc-Mitbegründer und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa sowie EU-Ratspräsident Donald Tusk, ein langjähriger Freund des Ermordeten. Auch Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und dutzende Bürgermeister aus dem In- und Ausland nahmen an der Zeremonie teil.
Fotos des Bürgermeisters waren in unzähligen Vitrinen von Geschäften, Cafés und Restaurants ausgestellt. Zehntausende Menschen hatten in den vergangenen Tagen stundenlang Schlange gestanden, um den mit weissen Blumen und der roten Flagge der Stadt Danzig bedeckten Sarg zu sehen und sich im Kondolenzbuch des Europäischen Solidarnosczentrums (ECS) einzutragen. Adamowiczs Grab wird sich in der Marienkirche befinden, eine der weltweit grössten Backsteinkirchen.
Viele Polen sehen die Ermordung des 53-jährigen liberalen Politikers am vergangenen Sonntag als Folge der gegen ihn im Internet betriebenen Hetze und des anhaltenden Parteiengezänks, insbesondere zwischen der liberal-konservativen Bürgerplattform (PO) und der rechtsnationalistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS).
Die PO hatte Adamowicz bei seiner Wiederwahl mit rund 65 Prozent der Stimmen im vergangenen Herbst unterstützt. Er war seit 1998 Bürgermeister der nordpolnischen Hafenstadt. Bekannt war er für seine weltoffenen Ansichten und seine Opposition zur PiS. Die Bürgerplattform stellte von 2007 bis 2015 die Regierung, Parteigründer Tusk war bis zu seiner Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2014 Ministerpräsident.
PO-Chef Grzegorz Schetyna hatte am Mittwoch im Parlament gesagt, es sei der Hass gewesen, der seinen früheren Parteifreund getötet habe, ein «gut organisierter, verrückter Hass auf einen Mann, der mit tausenden Danzigern diese grosse, stolze und freie Stadt baute".
Ein Angreifer hatte Adamowicz am Sonntag während einer Benefizveranstaltung auf offener Bühne niedergestochen. Einen Tag später erlag der Bürgermeister seinen schweren Verletzungen. Auf einem Video ist zu sehen, wie der Mann nach der Messerattacke ein Mikrofon an sich reisst und ruft, die ehemalige Regierung der Bürgerplattform habe ihn unschuldig ins Gefängnis gebracht. «Deshalb stirbt Adamowicz!"
Medienberichten zufolge war der Täter in der Vergangenheit wegen bewaffneter Banküberfälle zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt worden. Demnach litt er im Gefängnis zunehmend unter psychischen Problemen. Gegen den Täter wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eingeleitet.