13,6 Millionen Arbeitskräfte fehlten weltweit für die Pflege der über 65-Jährigen, teilte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) gestützt auf eine Studie am Montag mit. Allein in Europa seien es 2,3 Millionen Fachkräfte.
Zwar kompensiere der Rückgriff auf informelle Arbeitskräfte - meist Migranten - und Familienmitglieder dieses «immense Defizit» zu einem Teil, schreibt die ILO. Gleichzeitig hält die Organisation fest, dass es nicht die Lösung sein könne, auf diese schlecht oder gar nicht bezahlten Arbeitskräfte angewiesen zu sein.
Dass es zu wenig Fachpersonal gibt, liege auch daran, dass die öffentliche Hand nur wenig Geld in die Langzeitpflege investiere. «Weniger als ein Prozent des Bruttoinlandprodukts wird weltweit für diesen Zweck ausgegeben», teilte Studien-Autorin Xenia Scheil-Adlung mit.
In der Schweiz gab die öffentliche Hand der Studie zufolge zwischen 2006 und 2013 durchschnittlich 1,2 Prozent des Bruttosozialprodukts für die Langzeitpflege aus. In den Niederlanden, die die Rangliste anführen, waren es 2,3 Prozent. Dänemark rangiert mit 2,2 Prozent auf dem zweiten, Norwegen mit 2,1 Prozent auf dem dritten Platz.
Es seien die Frauen, die Alleinstehenden, die Armen und die über 80-Jährigen, die am stärksten unter diesem Missstand leiden würden, teilte die ILO mit. Der Studie zufolge sind in Afrika 92 Prozent der über 65-Jährigen von qualitativ hochstehender Pflege ausgeschlossen. In Asien sind es 65 Prozent, in Europa 30 Prozent und in Amerika 15 Prozent.
Dazu komme, dass bis zu 80 Prozent der über 65-Jährigen ihre Pflege aus der eigenen Tasche bezahlen müssten. In der Schweiz würden ungefähr 70 Prozent der Pflegeleistungen durch die alten Menschen selbst bezahlt. Diese Leistungen entsprächen ungefähr vier Prozent von deren Budget. Die Schweiz zählt 1,7 Millionen Einwohner über 65 Jahren - das sind 17 Prozent der Bevölkerung.
Die ILO empfiehlt, der Langzeitpflege von alten Menschen absolute Priorität einzuräumen. Die Organisation bemängelt, dass die Meinung vorherrsche, die Langzeitpflege für alte Menschen sei nicht bezahlbar. Stattdessen müssten auch die Vorteile von Investitionen in diesem Bereich gesehen werden: Sie würden Arbeitsplätze schaffen und das Wohlergehen der Bevölkerung verbessern.