Die mehr als 350 Delegierten quittierten die Wahl von Chiesa mit Applaus. Die Stimmen konnten nicht mehr ausgezählt werden. Es war jedoch eine sehr grosse Mehrheit. Er werde das Programm der SVP nicht ändern, nur um netter zu sein und mit allen auszukommen, sagte Chiesa nach seiner Wahl. Er wolle ganz sicher keine 10-Millionen-Schweiz. Er wolle seinen Kindern eine Welt übergeben, auf die sie stolz sein könnten.
Mit Chiesa hat die SVP erstmals einen Präsidenten aus der lateinischen Schweiz. Der bisherige Vizepräsident Chiesa wurde im Dezember in den Ständerat gewählt. Zuvor gehörte er vier Jahre dem Nationalrat an. Der Tessiner ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Der Parteileitungsausschuss hatte Chiesa den Delegierten als einzigen Kandidaten vorgeschlagen. Chiesa setze sich «mit Herzblut für das Wohl der Schweiz und die Kernanliegen der SVP» ein, hiess es. Der Parteivorstand empfahl den Tessiner einstimmig zur Wahl. Weitere Kandidaten wurden an der Versammlung nicht vorgeschlagen.
Der Tessiner Ständerat tritt die Nachfolge von Präsident und Berner Nationalrat Rösti an. Der 53-jährige Rösti war seit April 2016 SVP-Präsident. Der Politiker aus dem Berner Oberland hatte im Dezember seinen Rücktritt angekündigt.
Chiesa sei von Beginn an ein Wunschkandidat gewesen, sagte alt Nationalrat Caspar Baader, Präsident der Findungskommission. Er habe im Kanton Tessin eine solide Aufbauarbeit für die SVP geleistet. Die Wahl Chiesas in den Ständerat zeige dessen Beliebtheit im Kanton Tessin. «Chiesa ist für die SVP ein Glücksfall», soe Baader.
Die SVP sei aktuell in einer «schwierigen Phase». Daher sei ein Präsident gesucht worden, der die Partei und die Landesteile zusammenfügen könne. Man habe auch die jüngere Generation ansprechen wollen. Auch solle er für acht Jahre Präsident bleiben. Die SVP habe auch früher jeweils eine Einerkandidatur vorgeschlagen.
Man habe - bewusst unter dem Radar der Medien - mit insgesamt 22 Personen gesprochen. «Wir mussten jedoch 13 Absagen einstecken, mit neun Personen sind Gespräche geführt worden», sagte Baader.
Ein Delegierter kritisierte vor der Wahl, er sei sehr gestört gewesen, dass Christoph Blocher an einer Sitzung dem nun abtretenden Parteipräsidenten Rösti das Vertrauen entzogen habe. «Bei uns erfolgt die Politik von Oben nach Unten.» Er sei der Ansicht, man habe zu viel Führung in der Partei. Eine Delegierte zeigte sich enttäuscht, dass der Versammlung nur ein Kandidat vorgeschlagen werde.
(SDA)