Auf dem Weg in die Emirate
Papst legt sich mit den Saudis an

Papst Franziskus hat vor seinem historischen Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Krise im Jemen angeprangert. Damit kritisiert er auch seine Gastgeber.
Publiziert: 03.02.2019 um 21:32 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2019 um 10:02 Uhr
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Papst Franziskus und der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman bei einem Treffen im Vatikan 2017.
Foto: ANDREW MEDICHINI / POOL

«Ich verfolge mit grosser Sorge die humanitäre Krise im Jemen. Die Bevölkerung ist erschöpft von dem langen Konflikt und viele Kinder leiden an Hunger», sagte das katholische Kirchenoberhaupt vor Gläubigen am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom kurz vor seinem Abflug nach Abu Dhabi.

Historische Reise des Paptes

Dort landete er am Abend und wurde von Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan in Empfang genommen. Es ist der erste Besuch eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel.

Der Pontifex wird Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten bis Dienstag besuchen. Die Emirate sind Teil der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz in dem verheerenden Bürgerkrieg im Jemen. «Beten wir kräftig. Das sind Kinder - die Hunger haben, die Durst haben, die keine Medikamente haben, die in Gefahr sind zu sterben», sagte Papst Franziskus auf dem Petersplatz.

Bei den Angriffen der Militärkoalition kommen immer wieder Zivilisten ums Leben. Der Jemen-Krieg im Süden der Arabischen Halbinsel hat sich seit 2015 nach Uno-Angaben zur schwersten humanitären Krise der Welt ausgewachsen.

Mehr katholische Kirchen in den Emiraten

Im Zentrum der historischen Reise in das islamische Land steht ein interreligiöses Treffen, das am Montag beginnt. Daran sollen Hunderte Vertreter verschiedener Religionen teilnehmen. Franziskus fördert seit Beginn seiner Amtszeit den Dialog von Muslimen und Katholiken.

Im Gegensatz etwa zu Saudi-Arabien sind Christen in den Emiraten frei, ihre Religion auszuüben und Kirchen zu bauen. Der Vatikan spricht von etwa 900'000 Katholiken in dem Land, rund zehn Prozent der Bevölkerung.

Ein Grossteil der Bevölkerung sind Migranten, die vor allem aus Asien zum Arbeiten in reiche Städte wie Abu Dhabi oder Dubai gekommen sind. Die Kluft zwischen Arm und Reich und Migration im Allgemeinen sind weitere Themen, die Franziskus am Herzen liegen.

Die Emirate wollen mit dem Besuch Toleranz demonstrieren. Organisationen wie Amnesty International weisen jedoch auch auf Menschenrechtsverstösse hin; Aktivisten sässen in Haft. Auch gilt in den Emiraten noch die Todesstrafe – eine Massnahme, die Franziskus strikt ablehnt.

Amnesty erklärte, die Emirate versuchten, sich mit dem Pomp um den Besuch einen Anstrich von Toleranz zu geben. «Es braucht mehr als symbolische Treffen, um die entsetzliche Menschenrechtslage in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu übertünchen», sagte Nahost-Expertin Lynn Maalouf in einer Mitteilung.

Nach der Ankunft standen am Sonntag keine Termine für den Papst an. Am Montag wird er offiziell von Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan empfangen. Danach steht ein Treffen mit dem Muslimischen Ältestenrat in der Scheich-Said-Moschee an.

Abschliessend hält Franziskus an dem interreligiösen Treffen eine Ansprache. Am Dienstag werden zu einer Messe in einem Sportstadion rund 130'000 Gläubige erwartet - viele sollten auch aus den Nachbarstaaten anreisen. (SDA)

Darum geht es im Jemen-Krieg

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

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