Im trockenen Pfynwald im Kanton Wallis bewässern Forschende der Eidg. Forschungsanstalt WSL seit 2003 mehrere Parzellen mit Waldföhren. Nach elf Jahren drehten sie einigen Föhren das Wasser wieder ab.
Denn die internationale Forschungsgruppe unter Leitung der WSL stellte sich die Frage: Profitieren die Bäume von den wasserreichen Jahren oder sind sie nach der langen Bewässerungsphase schlechter an die wieder trockenen Verhältnisse angepasst? Die Erkenntnisse erschienen im Fachmagazin «New Phytologist» und zeigen, dass die Vergangenheit offensichtlich das gegenwärtige Wachstum der Föhren beeinflusst.
Zwar wuchsen die neu gebildeten Nadeln in den Jahren ohne Bewässerung kürzer als zuvor. Auch die Länge der neuen Asttriebe nahm ab, jedoch erst im zweiten Jahr. Das weise auf ein ökologisches Gedächtnis der Bäume hin, schrieb die WSL. Bis die Baumkronen der ehemals bewässerten Föhren wieder auf die Grösse von vor der Bewässerung schrumpften, vergingen gar vier Jahre.
Die Entwicklung des radialen Stammwachstums erstaunte die Forschenden am meisten: Der Zuwachs an Holz und Rinde wurde nicht wie erwartet sofort weniger, sondern blieb über vier Jahre deutlich breiter als vor dem Start der Bewässerung. Das Stammwachstum profitierte also von den Ressourcen aus der längst beendeten Bewässerungsphase. Dabei konnten die Wissenschaftler ausschliessen, dass aus der Bewässerungszeit im Boden verbliebenes Wasser eine Rolle spielte.
Mit einem Rechenmodell versuchten die Forschenden das anhaltende Stammwachstum zu erklären. Demnach beeinflussen vereinfacht gesagt Baumstrukturen, die bis vor 50 Jahren gebildet wurden, das Wachstum der Gegenwart, weil sie die Eigenschaften vergangener Jahre in sich tragen.
Laut der WSL gilt auch der Umkehrschluss: Extrem trockene Jahre wirken sich negativ auf die darauffolgenden Jahre aus. So dürfte der Trockensommer 2018 noch länger seinen Schatten werfen.
(SDA)