Die Ermittlungen richteten sich in erster Linie gegen die New IRA, sagte der stellvertretende Polizeichef Mark Hamilton am Sonntag. Nach Behördenangaben wurde bei dem Anschlag am Samstag im Stadtzentrum niemand verletzt.
Hamilton sagte, er sehe in dem Anschlag keine Eskalation. Allerdings fällt er in eine Phase, in der vor einem möglichen Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts gewarnt wird, sollte im Zuge des Brexit wieder eine harte Grenze zwischen dem zu Grossbritannien gehörenden Nordirland und dem EU-Mitglied Irland eingerichtet werden.
Die Neue IRA hat in den vergangenen Jahren sporadisch Anschläge verübt. Die Nationalisten lehnen das 1998 geschlossene Friedensabkommen ab, das weitgehend einen Schlussstrich unter drei gewaltgeladene Jahrzehnte zog.
Politiker gehen von terroristischem Anschlag aus
Die nordirische Polizei veröffentlichte im Kurzbotschaftendienst Twitter ein Foto, das die Explosion im Stadtzentrum von Derry zeigt. Am Sonntag untersuchten Ermittler in weissen Schutzanzügen das völlig zerstörte Autowrack.
Politiker aller Parteien verurteilten den Vorfall. Die ehemalige Regierungschefin der Provinz Nordirland, Arlene Foster, sprach von einem «sinnlosen Terrorakt». Dieser müsse «auf das Schärfste verurteilt» werden, forderte die Vorsitzende der ultrakonservativen protestantischen Democratic Unionist Party.
Die Leidtragenden seien die Bewohner der Stadt. Es sei der schnellen Reaktion der Einsatzkräfte zu verdanken, dass es keine Toten oder Verletzten gegeben habe.
Auch die Abgeordnete Elisha McCallion, die für die katholisch-republikanische Sinn Fein im britischen Parlament sitzt, verurteilte den Vorfall. Dieser habe die Bevölkerung der Stadt «schockiert», erklärte die Politikerin aus Derry. «Zum Glück wurde offenbar niemand verletzt. Derry ist eine Stadt, die Fortschritte macht, und niemand will solche Vorfälle.»
Irlands Aussenminister Simon Coveney ging ebenfalls von einem «terroristischen Autobombenanschlag» aus. Er verurteile den Vorfall «auf das Schärfste», erklärte Coveney, der auch Vize-Premierminister ist. «Es gibt keinen Platz und keine Rechtfertigung für solche Terrorakte, mit denen Nordirland wieder in Gewalt und Konflikte hinabgezogen werden soll».
Während des jahrzehntelangen blutigen Nordirland-Konflikts hatten Autobomben viele Menschen in den Tod gerissen. Irisch-katholische Nationalisten und protestantische Loyalisten hatten sich ab den 60er-Jahren bekämpft. 3500 Menschen starben. 1998 endete der Nordirland-Konflikt durch das Karfreitagsabkommen. Es sichert unter anderem eine Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und Katholiken zu. (SDA)